"Jugend, Glaube und Berufung" ist das Thema der nächsten Bischofssynode in Rom. Im Oktober 2018 findet die Versammlung statt und schon an diesem Wochenende hat Papst Franziskus sich deswegen eindringlich an die Jugendlichen gewandt: "Das ist eine Synode, von der sich kein Jugendlicher ausgeschlossen fühlen soll."
Anhand eines selbst geführten Dialogs betonte der Papst, wie wichtig ihm die Teilnahme der Jugend sei:
"'Machen wir eine Synode für junge Katholiken…' - Nein! Die Synode ist die Synode für und von allen jungen Leuten! Die Jugendlichen stehen im Mittelpunkt.
'Aber auch die, die sich als Agnostiker fühlen?' - Ja!
'Auch die mit schwachem Glauben?' - Ja!
'Auch die, die sich von der Kirche entfernt haben?' - Ja!
'Auch diejenigen, die sich als Atheisten fühlen?‘' - Ja! Das ist die Synode der Jugend, und wir alle wollen uns gegenseitig zuhören. Jeder Jugendliche hat den anderen etwas zu sagen, den Erwachsenen, den Priestern, den Schwestern, den Bischöfen und dem Papst. Wir alle müssen euch zuhören!"
Verständnis für die Jugend
Die jungen Menschen habe heutzutage mit vielen Problemen zu kämpfen - und das sei weltweit so, sagte der Paps: Arbeitslosigkeit und fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, Krieg und Flucht, gesellschaftliche Marginalisierung, Orientierungslosigkeit, Passivität und Isolation. Er kritisierte, dass die Jugend oft als "Abfallmaterial" behandelt würde. Er betonte aber auch die Verantwortung der Jugendlichen und zitierte sich aus einer Ansprache beim vergangenen Weltjugendtag im polnischen Krakau:
"Es ist hässlich, einen Jugendlichen zu sehen, der mit 20 in Pension geht, das ist hässlich; es ist auch hässlich, einen Jugendlichen zu sehen, der auf dem Sofa lebt, nicht wahr? Weder junge Leute 'in Pension' noch 'Couch Potatoes'!“, so Franziskus‘ Appell. Der Blick der jungen Menschen müsse gen Zukunft gerichtet sein; so wie die Jungfrau Maria ihrer schwangeren Cousine Elisabeth entgegengeilt war.
"Die Welt braucht heute junge Leute, die dahineilen, die nicht müde daran werden, voranzugehen; junge Leute, die diese Berufung zur Wahrnehmung haben, dass das Leben eine Mission für sie bereithält. Junge Leute, die vorangehen, auf der Straße, einer neben dem anderen, den Blick in die Zukunft gerichtet – solche Jugendlichen brauchen wir. Die Welt kann sich nur verändern, wenn sich die Jugend bewegt."
Franziskus nimmt die Kirche in die Pflicht
Jugend bedeute Risikobereitschaft, sagte der Papst. Das gelte auch für die Kirchen, die sich öffnen müssten für die jugendliche Dynamik. Eine solche Offenheit, sich ändern zu können, täte allen gut: "Bei der Synode will die Kirche, die ganze Kirche, den jungen Leuten zuhören: Was denken sie, was fühlen sei, was wollen sie, was kritisieren sie und was bereuen sie? All das. Die Kirche braucht noch mehr Frühling, und der Frühling ist die Jahreszeit der Jugend.“
Darum sei es wichtig, dass sowohl die Synode, als auch der Weltjugendtag in Panama nicht zu reinen Wortveranstaltungen verkommen würden. Franziskus forderte "konkrete" Ergebnisse.
Der Papst als Tröster
Die Jugendlichen hatten zur Vigil Zeugnisse mitgebracht, in denen sie von Lebenskrisen und schweren Momenten berichteten; sie erzählten aber auch von unerwarteten Wendungen, aus denen sie Kraft und Hoffnung zogen. Darauf bezogen sprach der Papst ihnen Mut zu, forderte sie auf sich selbst anzunehmen und erinnerte daran, in den kleinen Dingen des Lebens "Schönheit" zu entdecken. Ein wichtiges Anliegen war ihm auch gelebte Nächstenliebe:
"Oft verlieren wir im Leben Zeit damit zu fragen: 'Wer bin ich?' Du kannst dich das dein Leben lang fragen und danach suchen. Aber frage dich: 'Für wen bin ich?' Wie die Jungfrau Maria, der es gelang, sich zu fragen: 'Für wen, für welche Person bin ich - in diesem Moment? Für meine Cousine', und sie ging."
"Wer bin ich?" - Das ist nicht so wichtig
Dann gab der Papst den Jugendlichen einen Rat: Sie sollten sich fragen, für wen oder was sie da sind im Leben: "Für wen bin ich, nicht: Wer bin ich – das kommt danach, ja, es ist eine Frage, die man stellen muss, aber zuallererst fragen: Warum mache ich diese Arbeit, die Arbeit eines ganzen Lebens, eine Arbeit, die dich denken lässt, fühlen lässt, handeln lässt. Die drei Sprachen: des Geistes, des Herzens und der Hände. Und dabei immer vorangehen."
Als "Hausaufgabe" bis zum Weltjugendtag in Panama im übernächsten Jahr trug der Papst den Jugendlichen auf, sich um ihre Großeltern zu kümmern und den Austausch mit der Alten-Generation zu suchen. Aus den Erinnerungen und Lebensweisheiten der Alten ließen sich Wegweiser und Inspirationen für die Zukunft ableiten, so Franziskus: "Heute mehr denn je brauchen wir diese Brücke, den Dialog zwischen Großeltern und der Jugend, zwischen Alt und Jung."