Christen dürften sich nicht einreden, dass dies "das Gesetz des Lebens" sei und "sich mit Ausflüchten betäuben", sagte der Papst am Samstagabend während des traditionellen Gottesdienstes im Petersdom. Als Beispiele nannte der Papst das Schicksal von Migranten, Obdachlosen und Opfern von Menschenhandel. Jesus habe durch seine Auferstehung nicht nur den Stein des Grabes umgekippt; er habe auch alle Schranken sprengen wollen, die von "unnützen pessimistischen Haltungen und berechnenden Denkwelten" errichtet würden, so Franziskus.
Zu der festlichen Messe waren einige Tausend Gläubige in den Petersdom gekommen. Unter ihnen waren zahlreiche Kardinäle und Bischöfe.
"…dann sind wir keine Christen!"
Der Papst warb dafür, all jene Orte aufzusuchen, "wo der Tod die einzige Lösung und das Grab das letzte Wort zu haben schien", um zu verkünden, dass Jesus Christus auferstanden sei und lebe. "Wenn wir nicht fähig sind zuzulassen, dass der Heilige Geist uns auf diese Straße führt, dann sind wir keine Christen".
In dem Gottesdienst taufte der Papst elf Erwachsene aus verschiedenen Ländern. Zudem spendete er ihnen die Erstkommunion und die Firmung.
Franziskus führte in seiner Predigt die biblische Erzählung von den beiden Frauen an, die Jesu Grab leer antreffen. Im Gesicht dieser Frauen, die sich nicht mit dem Tod Jesu abgefunden hätten, spiegelten sich auch die Gesichter derer wider, "die Verachtung erfahren, weil sie immigriert sind, heimatlos, ohne Heim und Familie", erklärte Franziskus. Ebenso stünden sie für die Gesichter derer, "aus denen Einsamkeit und Verwahrlosung sprechen, weil sie auch sehr runzelige Hände haben" und derer, "die in der Gesellschaft den Schmerz des Elends, der Ausbeutung und des Menschenhandels spüren".
"Gehen zwischen Sehnsucht und Resignation"
Die Schritte der heutigen Menschen, erklärte der Papst in der Ostermesse, glichen oft jenen der zwei Frauen, die zum Grab Jesu gegangen seien. In beiden Fällen handele es sich um "ein Gehen zwischen der Sehnsucht nach Gott und einer freudlosen Resignation". Doch Jesus lebe und wolle "in vielen Gesichtern auferstehen, welche die Hoffnung begraben haben, die Träume, die Würde".
Weiterer Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Rom ist am Sonntag die Ostermesse auf dem Petersplatz mit dem anschließenden Segen "Urbi et orbi", den der Papst vom Balkon des Petersdoms aus spendet. Dazu werden mehrere Zehntausend Gläubige aus aller Welt erwartet.
Deutsche Bischöfe beten für Flüchtlinge, Frieden und menschliches Leben
In Köln betete Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki für die Kriegsopfer und Flüchtlinge. Noch immer würden "Menschen, ja Völker ans Kreuz geschlagen", sagte er in seiner Predigt. Dabei verwies er auf Syrien, Afghanistan, den Nordirak, Jemen, Südsudan, Nigeria und "die Tausenden, die an den Küsten Afrikas warten, um über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen".
Zur Versöhnung rief der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck auf. Das "Ringen um den rechten Frieden" brauche "den Aufstand für Frieden und nicht für Krieg, den Aufstand für Versöhnung und nicht für Rache, den Aufstand für Vergebung und nicht für Vergeltung", sagte er in der Osternacht im Essener Dom.
Der Aufstand für Frieden brauche jedoch eine Kraft, die "weiter reiche als der eigene Nutzen für morgen und übermorgen", betonte der Bischof.
Auf die Schöpfung achten
Sorgen machte sich auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in seiner Osterbotschaft. Die Welt scheine durch Kriege, Hunger, Terror und Zerstörung aus den Fugen geraten zu sein, sagte er. . "Alles was Gott geschaffen und uns zur Verantwortung überlassen hat, fällt der Hybris, dem Hochmut und der Anmaßung anheim." In seiner Osterpredigt verurteilte er "Menschen, die todbringend in der Schöpfung wüten auch im Namen pervertierter Religion".
Schließlich rief der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zum Einsatz für das menschliche Leben auf. Er nannte es in der Osternacht wichtig, "sich stark zu machen für die Würde von Kindern, Behinderten, psychisch Kranken und ihren Angehörigen". Auch die stille Anteilnahme an der Trauer eines anderen Menschen oder ein Wort des Trostes und Ermutigung seien Beispiele dafür, die Botschaft Jesu weiterzutragen.
Genn: "Gott bleibt treu"
Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat zu Ostern die Menschen zu mehr Mitmenschlichkeit aufgerufen. Ostern könne seine Kraft entfalten, wenn die Menschen auf ein Durchsetzen mit dem Ellbogen verzichteten, sagte Genn in seiner Predigt in der Osternacht zu Sonntag im Münsteraner Dom. Auch sollten sie nicht glauben, die "Mächte des Bösen" seien gegenüber der "Zartheit der Liebe" viel kräftiger und durchsetzungsfähiger.
An Ostern gehe es um die Menschen, die Gott liebe, sagte Genn. Selbst, wenn sie sich von ihm abwendeten, so bleibe Gott doch treu, erklärte der Bischof. Gott bekenne sich zu den Menschen. Jesus selbst habe Leben und Tod existenziell durchlebt, sagte Genn laut Predigtext. Durch die Taufe würden die Menschen in dieses Leben, Sterben und Auferstehen eintreten. Christus sei "das Licht, weil er den Tod überwunden hat und in das Dunkel von Tod und Grab die Fülle seines Lebens gebracht hat".