Traditionell stimmen Frankreichs Katholiken mehrheitlich für den Kandidaten der Republikaner. 2012 holte der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy 79 Prozent der Stimmen der regelmäßig praktizierenden Katholiken in der Stichwahl gegen Francois Hollande. Anders diesmal: Ein Skandal ließ den republikanischen Kandidaten Francois Fillon wackeln. Dazu kommt die Konkurrenz durch den unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron und die Kandidatin des rechtspopulistischen Front National, Marine Le Pen. Aber wie stehen die Kandidaten zu Themen, die der Kirche besonders wichtig sind und den Schutz des Lebens betreffen? Ein Überblick.
Francois Fillon
Frankreich hat einen Präsidentschaftskandidaten, der auch mit seinem Glauben wirbt. Frankreichs konservative Katholiken fühlen sich vertreten von Francois Fillon. Gerade in bioethischen Fragen vertritt der bekennende Katholik meist kirchliche Ansichten. Der 63-jährige Republikaner-Kandidat will etwa das sogenannte Taubira-Gesetz verändern, das gleichgeschlechtlichen Paaren Adoptionen erlaubt. "Ein Kind ist immer das Ergebnis eines Vaters und einer Mutter", schrieb Fillon in einem Brief an die französischen Bischöfe.
In Frankreich wurde Anfang des Jahres ein Gesetz verabschiedet, mit dem "Desinformation" zur Abtreibung im Internet unter Strafe gestellt werden. Es zielt auf Webseiten ab, die bewusst falsche Informationen verbreiten, um Frauen von einem Abbruch abzubringen. Die katholische Kirche in Frankreich hat das Gesetz scharf kritisiert. Sie sieht dadurch die Meinungsfreiheit verletzt. Fillon hat bereits angekündigt, das Gesetz wieder abschaffen zu wollen.
Emmanuel Macron
Ganz anders sieht der unabhängige Kandidaten Emmanuel Macron den Schwangerschaftsabbruch. Er will den Zugang zu Abtreibung erleichtern, um die Familienplanung für Paare zu verbessern. Ein wichtiges Thema ist für Macron die Debatte über aktive Sterbehilfe. Der 39-Jährige will sie neu anregen. Zudem kündigte er an, dass er einer Öffnung von künstlicher Befruchtung für gleichgeschlechtliche weibliche Paare positiv gegenübersteht. Emmanuel Macron sprach sich zudem vergangene Woche klar gegen die Legalisierung von Leihmutterschaft aus.
Marine Le Pen
Der Front National bei den Themen Gleichstellung, Abtreibung und Leihmutterschaft vertritt äußerst konservative Ansichten. Die "Familie" ist ein wiederkehrend Begriff im Parteiprogramm. Parteivorsitzende Marine Le Pen spricht sich gegen aktive Sterbehilfe und eine Legalisierung von Leihmutterschaft aus. Auch das Abtreibungsgesetz will sie nicht verändern. Zudem möchte die 48-Jährige die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare durch eine "bessere" eingetragene Partnerschaft ersetzen.
Benoit Hamon
Der Kandidat der Sozialisten Benoit Hamon möchte Zentren, die Abtreibungen und Familienplanung durchführen, ausbauen. Für unheilbar Kranken will der 49-Jährige Kandidat ein "Recht auf medizinische Hilfe zum Sterben in Würde". Zudem möchte er die künstliche Befruchtung für Alleinstehende und gleichgeschlechtliche weibliche Paare öffnen.
Jean-Luc Melenchon
Ein "Recht auf Abtreibung" und auf assistierten Suizid möchte der linke Kandidat Jean-Luc Melenchon in die Verfassung schreiben. In jedem Krankenhaus soll es nach seinem Willen ein Abtreibungszentrum geben; die Kosten sollen übernommen werden. Künstliche Befruchtung will er für jede Frau zugänglich machen.