Adenauer: Mit dem Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967) verband Frings (1887-1978) eine nicht immer einfache Beziehung. Der praktizierende Katholik war Pfarrkind in Frings' Pfarrei in Köln-Braunsfeld. Beide hatten ihre Gegnerschaft zum NS-Regime gemeinsam - und später eine rheinisch unkonventionelle Art im Umgang mit den Besatzungsmächten.
Brevier: Das Stundengebet brachte den Kardinal einmal in geistliche Nöte. 1957 trat er eine Japan-Reise mit damals 30 Stunden Flugdauer an. Sehr schwierig sei es beim Überfliegen der Datumsgrenze gewesen. "Beim Brevierbeten wusste man nicht mehr, was denn nun eigentlich zu beten war."
Chauffeur: Sein Fahrer war für Frings Ansprechpartner und Respektsperson. Nach seinem berühmten "Fringsen"-Zitat (s. dort) wollte ihn die britische Militärverwaltung zur Rechenschaft ziehen. Als sich beim Termin in Düsseldorf der Gesprächspartner verspätete, verließ Frings nach einer Viertelstunde das Vorzimmer und sagte zu seinem Chauffeur: "Jetzt schleunigst weg, es konnte gar nicht besser gehen!"
Dom: Frings' Bischofskirche, geschichtsträchtiges Symbol im kriegszerstörten Deutschland. "Lebhaft" erinnerte er sich später, dass er beim Einzug in den Dom "ganz überwältigt wurde von dem Gedanken, dass ich nun Bischof dieser Kirche und dieser großen Diözese sein sollte. Das überkam mich so mächtig, dass ich am liebsten in den Boden verschwunden wäre. Es ging aber vorüber..."
Erzdiözesanen, geliebte: So nannte er die Kölner Katholiken gerne in Ansprachen und Predigten - und sie liebten ihn zurück.
Fringsen: An Silvester 1946 predigte Frings in Riehl. Ein Satz daraus, aus dem Kontext gerissen, machte Geschichte: "Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann." Für Frings ein Imperativ aus seinem Wahlspruch "Für die Menschen bestellt". Zwar habe er bei diesem "etwas kühnen Vorstoß" Einschränkungen gemacht. "Aber das ging dann wie ein Lauffeuer durch die ganze Diözese. Überall wurden tapfer Kohlen geklaut." Und "Fringsen" wurde nicht nur in Köln zum festen Begriff.
Gedächtnis: Mit zunehmendem Alter büßte der Kardinal seine Sehkraft völlig ein. Er kompensierte das mit seinem hervorragenden Gedächtnis, mit dem er sich seine Reden einprägte - auch seine lateinischen Interventionen beim Konzil (s. dort). Die Schriftstellerin Luise Rinser erklärte sich sogar Frings' kämpferischen Wandel vom Konservativen mit dem Verlust seines Augenlichts. Das mache ihn hellhöriger, auch für "die Notrufe der Zeit".
Hilfswerke: In den 50er Jahren gelangte Frings zu weltkirchlicher Bedeutung, indem er nach der deutschen Not der Nachkriegszeit nun auf die Nöte der anderen schaute und die Dritte-Welt-Hilfswerke Misereor und Adveniat gründete.
Innsbruck: In seinem ersten Studienjahr, im international besetzten Jesuitenkolleg in Innsbruck, lernte Frings das Gefühl von Weltkirche kennen. Er unternahm zudem Reisen in die Schweiz und nach Norditalien, zuletzt bis Venedig und Rom - Erfahrungen, die den Rheinländer zeitlebens prägten.
Japan: Mit seiner Japan-Reise 1957 legte Frings den Grundstein für die bis heute bestehende Bistumspartnerschaft zwischen den Kriegsverlierern Köln und Tokio. Auf dem Flughafen Tokio war, wie der in diesem Punkt durchaus eitle Kardinal bemerkte, ein Roter Teppich ausgelegt, wie es in Japan "nur für souveräne Herrscher üblich ist". Auch weiterhin zeigte sich Frings angetan von der japanischen Art des Sozial-Checks. Ein Jesuit stellte ihn als "Großbonzen" vor - Bezeichnung für einen buddhistischen Hohepriester. Als solcher wurde er auch dem Tenno vorgestellt, dem legendären Ex-Gottkaiser Hirohito (1901-1989).
Konzil: Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) versuchte der Mittsiebziger, der fließend Latein sprach, eine Selbstblockade durch einen "Wust von Dekreten und Gesetzen" zu verhindern. Gemeinsam mit anderen entwickelte er als Mitglied des Konzilspräsidiums die von Papst Johannes XXIII. angestoßene Öffnung der Kirche zur Welt weiter. Mit seinen beherzten Interventionen stärkte er das Selbstbewusstsein der Konzilsväter gegenüber der Kurie. In der Analyse erscheint Frings als "Progressiver". Zugleich zeigt sich ein im Herzen tief frommer und konservativer Kirchenmann, den die Einsicht in pastorale Notwendigkeiten zu Reformen nötigte.
Latein: Eine von Frings' Paradedisziplinen aus seiner Schulzeit, wo Latein und Geschichte seine Lieblingsfächer waren. Beim Konzil parlierte er scheinbar mühelos auf Lateinisch. Nicht ohne Stolz vermerkte er, als er ins Konzilspräsidium berufen wurde: "In Rom hat man auch gemerkt, dass ich was vom A.c.I. verstehe."
Memoiren: In seinem Bischofsleben hat Frings eine Menge außergewöhnlicher Situationen absolviert. Davon zeugen nicht zuletzt seine so humorvollen wie plastischen Lebenserinnerungen, die er 1973, erblindet, aus seinem Gedächtnis diktierte.
Neuss: Seiner Heimatstadt blieb er stets besonders verbunden. Am Lebensende bezeichnete er es als das größte Geschenk Gottes, ihn in einem solch behüteten Elternhaus aufwachsen zu lassen. In seiner bürgerlichen Familie lernte er christliche Werte, humanistische Bildung und sein geliebtes Geigenspiel.
Offizium, Heiliges: Im November 1963 griff Frings beim Konzil frontal und in furioser lateinischer Rede das Heilige Offizium an, den Vorgänger der Glaubenskongregation. Dessen Leiter Alfredo Ottaviani kochte. Es war womöglich der entscheidende Moment des Konzils: Der Kölner Kardinal, 76 Jahre alt, fast erblindet, trat ans Rednerpult - und ging in die Vollen: Die oberste Vatikanbehörde, Nachfolgerin der mittelalterlichen Inquisition, habe der Kirche schweren Schaden zugefügt und sei für Nichtkatholiken ein "Ärgernis". Frings selbst spielte das Ereignis herunter: Ottaviani sei später an der Bar zu ihm gekommen und habe zu ihm gesagt: "Wir sind Brüder"; im Grunde wollten doch beide dasselbe.
Passierscheine: Frings pflegte einen reservierten und bestimmten Umgang mit den britischen Besatzungsmächten: "Ich habe immer bekommen, was ich haben wollte: 'passes and petrol', vor allen Dingen immer einen Pass, zum Überqueren der Rheinbrücken, die für die Deutschen gesperrt waren; und zweitens Benzin. Die Engländer sagten, eines sei merkwürdig: Sie fingen gewöhnlich mit der Frage an: 'Do you have problems?' Die evangelischen Geistlichen hätten immer alle möglichen Probleme geistiger, kultureller oder religiöser Art gehabt. Wir Katholiken hätten dagegen immer nur nach 'passes and petrol' gefragt."
Quirinus: der Neusser Stadtheilige. Frings' Elternhaus stand am Marktplatz, gleich gegenüber dem romanischen Quirinus-Münster. Mit Bravour absolvierte Frings das Quirinus-Gymnasium, und einen seiner ersten Gottesdienste nach seiner Kölner Bischofsweihe im Quirinus-Münster bezeichnete er als "zweite Primiz".
Ratzinger: Frings machte einen jungen Bonner Theologen zu seinem Konzilsberater: einen gewissen Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Ratzinger konnte sich damals als eine der Speerspitzen der "Fortschrittlichen" profilieren. Er hatte für den von Haus aus konservativen Frings dessen erstes progressives Manifest verfasst, einen Vortrag, mit dem Frings 1961 bei Johannes XXIII. glänzte. Der frische Wind unter dem Konzilspapst machte auch einen neuen Frings.
Seminar: Als Frings 1942 die Nachricht von seiner Bischofsernennung erreichte, war er Rektor des Kölner Priesterseminars, das im Krieg nach Bad Honnef ausgelagert war. Der "einfache Leutpriester", der er einst werden wollte, pflegte einen humorvollen und toleranten Leitungsstil - der allerdings nicht mit Laissez-faire zu verwechseln
war: Frings kannte seine Pappenheimer und wusste sie sehr wohl zu leiten.
Trümmer: Unermüdlich ermunterte Frings seine "Erzdiözesanen" zum moralischen und tatsächlichen Wiederaufbau nach dem Krieg. Im Gedächtnis blieb eine Rede nach seiner Rückkehr aus Rom von der Kardinalserhebung: "Und diese Trümmer, sie rufen uns zu: Baut uns auf - damit es wieder ein einiges, ein heiliges Köln werde!"
Universität: Nach seiner Innsbrucker Zeit kehrte Frings nach Bonn zurück, wo noch thomistische Theologie gelehrt wurde. Und auch in Freiburg wurde anders gelehrt. "Der Unterschied fiel mir sehr erheblich auf." Am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom startete er eine Promotion, die er 1915 in Freiburg abschloss. Seine Bewerbung als Feldgeistlicher zu Kriegsbeginn 1914 hatte das Kölner Generalvikariat geflissentlich ignoriert.
Vertriebene: Papst Pius XII. ernannte Frings nach dem Krieg zum Hohen Protektor für das Flüchtlingswesen. Der Kölner Kardinal drang bei den britischen Besatzungsbehörden darauf, die Demontage zu stoppen, damit Westdeutschland der großen Zahl von Heimatvertriebenen durch wirtschaftliche Leistungskraft Arbeit geben und damit selbst die Chance auf eine gelungene Integration haben könne.
Warten: Typisch für den humorvollen, kultivierten und standesbewussten Frings ist eine Anekdote aus der Zeit der britischen Besatzung. Der Oberkommandierende hatte ihn einbestellt, ließ ihn aber im Vorzimmer schmoren. Nach gebotener Frist verließ Frings das Büro und beschied dem Sekretär: "Sagen Sie dem General, ich hätte schon noch warten können - aber der Kardinal nicht."
X-Chromosom: Frauen haben im Leben des Kardinals Frings eine vergleichsweise kleine Rolle gespielt. Seine früh verwitwete Schwester erledigte ihm in seiner Zeit als Pfarrer in Braunsfeld den Haushalt; später übernahmen dies Ordensfrauen. Von seiner Mutter und der Gottesmutter Maria sprach er stets in hohen Tönen.
Y-Chromosom: Der Priester Frings lebte vor allem in einer Männerwelt. Neben seiner ausgesprochenen Volkstümlichkeit liebte er aber auch den großen Auftritt und das Tragen seiner Pontifikalien.
Zigaretten: Frings' Rückkehr von seiner Japan-Reise 1957 verursachte am Düsseldorfer Flughafen einen Menschenauflauf. Am meisten aber, so der Kardinal, habe er den Reportern mit der Bemerkung imponiert: "Jetzt muss ich zuerst eine Zigarette haben. In Japan hat man uns daran gewöhnt."