Es ist ein gemeinsamer Besuch bei Papst Franziskus, der die Spitzenkandidaten der beiden großen Parteien in Schleswig-Holstein verbindet. Im Herbst 2016 war Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) nach Rom eingeladen. Der Protestant nahm den Katholiken Daniel Günther (CDU) mit. Ein halbes Jahr später stehen sich die beiden als Kontrahenten im Kampf um das Amt des Ministerpräsidenten gegenüber, am 7. Mai sind die Schleswig-Holsteiner aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen.
Immer wieder gerne erzählen die beiden Frontmänner von ihrem Besuch im Vatikan. Laut Albig liegt bis heute ein Rosenkranz, den der Papst ihm schenkte, an seinem Bett. Günther ließ das Bild eines Kirchenfensters aus seiner Heimatgemeinde Eckernförde von Franziskus segnen. Beiden Kandidaten ist ihr Glaube wichtig.
Bildung und Sanierung
Auch darüber hinaus setzen sie im Wahlkampf auf ähnliche Themen: Investitionen in Bildung, Sanierung und Ausbau maroder Straßen, Vorantreiben der Energiewende. Eine richtige Kontroverse will nicht aufkommen, der Wahlkampf bleibt bislang seicht im Land zwischen den Meeren. Das mag auch daran liegen, dass Albig Konfrontationen mit seinem politischen Gegner weitgehend meidet. In der Regel schickt er den rhetorisch gewandteren SPD-Landesvorsitzenden Ralf Stegner vor. Der PR-erfahrene Landesvater verfolgt eine Taktik der Zurückhaltung.
Lediglich in zwei NDR-Sendungen stellte sich Albig dem Duell mit Günther. Auch dabei kamen kein richtiger Schlagabtausch zwischen den beiden auf. Günthers zahlreiche Angriffe auf den Ministerpräsidenten wirken teils hektisch und aus der Luft gegriffen, Albig wiederum gibt sich staatsmännisch und lächelt alle Attacken weg.
Koalition seit 2012
Der Ministerpräsident steht seit 2012 an der Spitze einer Koalition aus SPD, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW). Albig, 53, aufgewachsen in Schleswig-Holstein, ist studierter Jurist und war unter anderem mehrere Jahre Sprecher im Bundesfinanzministerium. Der Vater zweier Kinder und lebt seit einiger Zeit von seiner Ehefrau getrennt. Kürzlich sorgte er mit seinem Privatleben für Aufsehen, als in einem Interview der "Bunten" bekanntgab, seine Lebensgefährtin Bärbel Boy heiraten zu wollen.
Sein Herausforderer dagegen hält seine Familie von der Öffentlichkeit fern. Daniel Günther, 43, ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Eckernförde an der Ostsee. Der Politikwissenschaftler hat die klassische CDU-Karriere hinter sich, war Kreisvorsitzender der Jungen Union, später Ortsvorsitzender. Seit 2009 sitzt er im Kieler Landtag, ist seit 2014 Fraktions-Vorsitzender und seit 2016 auch CDU-Landesvorsitzender. Vielen Wählern ist er bislang unbekannt.
Die kleinen Parteien
Ganz im Gegensatz zu Wolfgang Kubicki (FDP), der unter den Spitzenkandidaten der kleineren Parteien hervorsticht. Mit seinen spitzen Äußerungen sorgt er bisweilen bundesweit für Aufsehen. Die Grünen haben die eher blasse Gestalt der amtierenden Finanzministerin Monika Heinold ins Rennen geschickt. Spitzenkandidat der Herzen bleibt allerdings ihr Parteikollege Robert Habeck, der nach seiner Niederlage bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden nicht an vorderster Front kämpfen möchte. Linke und Piratenpartei würden laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap den Einzug in den Landtag nicht schaffen. Auch ein Einzug der AfD ist nicht sicher, sie steht im Moment bei fünf Prozent.
Glaubt man der Umfrage, könnte die amtierende Koalition ihre Arbeit fortsetzen: Die SPD kommt auf 33 Prozent der Stimmen, die Grünen auf 12 Prozent und der SSW, der von der Fünf-Prozent-Hürde befreit ist, auf drei Prozent. Die CDU bleibt dagegen mit 31 Prozent knapp hinter den Sozialdemokraten zurück, die FDP steht bei 9 Prozent.
Spitze Bemerkungen
Das Rennen bleibt spannend und vielleicht kommt ja in den letzten Tagen vor der Abstimmung doch noch so etwas wie Wahlkampfstimmung in Schleswig-Holstein auf. Immerhin: Die ein oder andere spitze Bemerkung gegen den Herausforderer lassen sich die Spitzenkandidaten gelegentlich entlocken. In Bezug auf den Papstbesuch scherzte Günther kürzlich in einer Talkshow: "Hätte Albig damals schon gewusst, dass ich sein Herausforderer werde, hätte er mich wohl nicht mitgenommen."