Vatikan-Botschafterin würdigt Papst-Franziskus

"Helfer gegen Krisen Europas"

Papst Franziskus ist nach Einschätzung von Deutschlands Vatikan-Botschafterin Annette Schavan ein wichtiger Förderer der europäischen Einheit. Das Kirchenoberhaupt sei "kein Krisenrhetoriker", betonte Schavan am Sonntag in der Berliner Katholischen Akademie. 

Kommt aus dem Vatikan: Annette Schavan / © Paul Sklorz (KNA)
Kommt aus dem Vatikan: Annette Schavan / © Paul Sklorz ( KNA )

Mit seinem "Blick von außen" erkenne der gebürtige Argentinier die besonderen Chancen Europas für einen "neuen Humanismus". Zudem benenne er generell "die Potenziale und nicht die Defizite", die sich in einer Krise zeigten. Als Beleg für das gewachsene politische Gewicht des Vatikan nannte die frühere Bundesbildungsministerin den Besuch der europäischen Staats- und Regierungschefs beim Papst anlässlich der Feier zum 60. Jahrestag der "Römischen Verträge" im Frühjahr.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe einen "guten Draht" zu Franziskus, betonte Schavan. Sie äußerte sich im Rahmen der Gesprächsreihe "Nachbarn des Himmels", zu der das Katholische Büro Berlin einlädt. Es ist die Vertretung der Deutschen Bischofskonferenz in der Bundespolitik.

"Bereitschaft muss konkret werden"

Das Land Berlin rief Schavan zur Stärkung der Hochschultheologie aufgerufen. Die bereits erklärte Bereitschaft müsse konkret werden. Berlin könne zu einem "hochinteressanten Ort" für interreligiösen Dialog auf akademischen Niveau werden, betonte Schavan.

Die Einrichtung eines Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität (HU) hat der Berliner Senat bereits beschlossen. Zudem bekundete der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mehrfach seine Unterstützung für einen Ausbau der Katholischen Theologie und für deren Zusammenführung mit evangelischer, muslimischer und jüdischer Theologie an der HU.

In Berlin ist derzeit nur ein Lehrstuhl für Katholische Theologie besetzt. Diese personelle Situation nannte der Berliner Erzbischof Heiner Koch "eine Katastrophe".

Plädoyer für "Campus der Religionen"

Schavan begrüßte die Debatte über eine Zusammenführung der Theologien an der HU. Sie plädierte für einen "Campus der Religionen", auf dem wissenschaftliche Einrichtungen von Christen, Muslimen und Juden "erst räumlich zusammengeführt werden". In einem weiteren Schritt sollten sie vereinbaren, auf welchen Gebieten sie zusammenarbeiten. Als Beispiel nannte sie sozialethische Fragen und das Verhältnis von Religion und Politik.

Die frühere Ministerin warnte davor, die Diskussion durch Begriffe wie Mischfakultät "platt zu machen". Ein Dialog der Theologien gelinge nicht, "indem man alles mischt". Voraussetzung sei zunächst die Unterscheidung der Standpunkte und Bekenntnisse. In ihrer Zeit als Bundesministerin von 2005 bis 2013 hatte Schavan den Aufbau von Instituten für Islamische Theologie an den Universitäten gefördert. "Der Glaube braucht die Unbestechlichkeit der theologischen Wissenschaft, wenn er nicht für alles Mögliche instrumentalisiert werden will", betonte sie.


Quelle:
KNA