Israelischer Autor Amos Oz mit Abraham-Geiger-Preis geehrt

Ein Sucher von Kompromissen

Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat am Donnerstagabend in der Berliner Hochschule der Künste den Abraham-Geiger-Preis 2017 erhalten. In seiner Dankesrede betonte er die Rolle Deutschlands im Nahost-Konflikt.

Amos Oz (dpa)
Amos Oz / ( dpa )

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung, des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs soll den Mitbegründer der israelischen "Frieden-jetzt"-Bewegung für dessen Engagement für Frieden und Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern sowie dem heutigen Deutschland ehren.

In seiner Laudatio würdigte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) Oz als jemanden, der Kompromisse suche, anstatt große Ideale zu proklamieren. Dies zeige sich unter anderem daran, dass sich Oz früh von jeglichem nationalstaatlichen Denken distanziert habe. Der in Europa wieder grassierende Anti-Israelismus sei in Wahrheit ein Antisemitismus. Je kategorischer dieser daher komme, desto weniger werde er von Wissen gespeist.

Politik der kleinen Gesten

Amos Oz betonte in seiner Dankesrede die besondere Rolle Deutschlands bei der Vermittlung im Nahostkonflikt und plädierte für eine Politik der kleinen Gesten. Er fühle sich dem Namensgeber der Auszeichnung, Abraham Geiger, verbunden, weil dieser als unangepasster Reformer gegolten habe.

Benannt ist die Auszeichnung des Potsdamer Rabbinerseminars nach dem Vordenker des liberalen Judentums Abraham Geiger (1810-1874). Der Preis würdigt "Persönlichkeiten, die sich um den Pluralismus verdient gemacht haben und sich für Offenheit, Mut, Toleranz und Gedankenfreiheit einsetzen." Unter den Preisträgern sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der deutsch-französische Politikwissenschaftler Alfred Grosser.

Amos Oz wurde 1939 in Jerusalem als Amos Klausener geboren. Er gilt als der bedeutendste zeitgenössische Autor Israels. Mit seinem neuesten Roman "Judas" ist der oft als "Gewissen der Nation" bezeichnete Autor für den amerikanischen Booker-Prize nominiert. 1992 erhielt Oz den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2008 den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Seine Werke werden in gut drei Dutzend Sprachen übersetzt.

 


Quelle:
KNA