Der Präfekt der Glaubenskongregation äußerte sich gegenüber der in Würzburg erscheinenden "Tagespost" (Samstag). Bei Reisen nach Rom und ins Ausland böten sich ihnen viele Gelegenheiten zum Mitbeten und Mitsingen.
Früher wurden Gebete auswendig gelernt
Früher hätten die meisten Katholiken auch die Antworten in der lateinischen Liturgie sprechen können, erinnerte der Kardinal. Viele hätten als Ministranten die Gebete auswendig gelernt. Viele Missverständnisse in der katholischen Kirche rührten von der Auffassung her, dass der Liturgie bis 1962 und jener nach der Reform zwei völlig miteinander unvereinbare Theologien oder gar Glaubenslehren zugrunde lägen.
Der Schriftsteller Martin Mosebach, ein Befürworter des Ritus in der alten Form, plädierte in einem Gespräch mit dem Kardinal dafür, dass junge Priester auch den alten Ritus gut kennen müssten. Denn Kritik an diesem beruhe zum größten Teil auf Mangel an Wissen.
Dichtes Ausbildungsprogramm im Seminar
Dieser Auffassung schloss sich der Kardinal nicht an. Müller verwies unter anderem auf das dichte Ausbildungsprogramm im Seminar. Zudem stünden die jungen Leute ja nicht alle schon voll im christlichen Glauben und Gebetsleben. Unter pragmatischen Gesichtspunkten müsse man deshalb froh sein, wenn der ordentliche Lehrplan laufe.