Rechtsextreme "Identitäre Bewegung" behindert Flüchtlingsrettung

Leuchtraketen und Störboote auf See

Die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" versuchen Flüchtlingsrettungsschiffe am Auslaufen zu hindern. Pauline Schmidt, Sprecherin der Organisation "Jugend rettet", erklärt, wie prekär die Situation vor Ort ist.

Der griechischen Buchstaben "Lambda" ist das Symbol der "Identitären Bewegung". / © Paul Zinken (dpa)
Der griechischen Buchstaben "Lambda" ist das Symbol der "Identitären Bewegung". / © Paul Zinken ( dpa )

domradio.de: Wie gefährlich sind Störvorhaben der "Identitären Bewegung" für Ihre Arbeit?

Pauline Schmidt (Sprecherin der Seenotrettungsorganisation "Jugend rettet"): Wenn Personen, die mit der Situation nicht vertraut sind und mit schlechten Intentionen kommen, in das "Search-and-Rescue-Gebiet" fahren, kann das schwierige Situationen auslösen. Die Leute auf den Flüchtlingsbooten sind in einer großen Stresssituation. Sie haben schon Angst, wenn wir uns als Helfer und ihnen nähern. Wir zeigen ihnen ganz schnell, dass wir von einer Helferorganisation kommen. Dann entspannt sich die Situation meist wieder. Wenn in solchen angespannten Momenten auch noch fremde Schiffe in das Gebiet fahren, die uns und die Geflüchteten stören wollen, kann es ganz schnell zu Unfällen kommen. 

domradio.de: Warum macht man überhaupt so etwas?

Schmidt: Ein großes Problem ist das leidige Thema "Fake-News". Damit kämpfen viele Nichtregierungsorganistationen. Es gibt immer wieder Gerüchte um unsere Vereine und Organisationen. Wir müssen uns immer mehr erklären. Ein Gerücht war in letzter Zeit zum Beispiel, dass die NGOs millionenschwere Spenden aus Libyen bekommen hätten. Das stimmt natürlich nicht, aber viele Leute glauben das. Dadurch werden verschobene Weltbilder konstruiert.

domradio.de: Welche Auswirkungen haben die Störaktionen? Kann das wirklich gefährlich werden?

Schmidt: Die "Identitäre Bewegung" hat sich  2013 mit einer Art Flashmob gegründet. Sie fahren nicht zu uns, um uns körperlich zu schädigen, aber sie versuchen Präsenz zu zeigen und Aufmerksamkeit zu erregen. Das größte Problem ist die Situation vor Ort - während der Rettung. Die Situation ist angespannt und wird durch Störeingriffe aller Art noch prekärer. Nicht nur die kleinen Kinder, die mit auf den Booten sind, bekommen durch die schnellen Schiffe und die Leuchtraketen der Störenfriede noch mehr Angst. Da können schnell einmal 200 Leute, die nicht schwimmen können, verunglücken.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR