Hermelin und Krone hatte er nicht mitgebracht. Dabei war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sozusagen als Nachfolger von König Friedrich Wilhelm IV. nach Köln gekommen. So sieht es zumindest der Zentral-Dombau-Verein (ZDV), der 1842 auch dank des preußischen Königs gegründet wurde und am Wochenende gemeinsam mit dem Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) sein 175-Jahr-Jubiläum feierte. Die Kölner bereiteten dem Staatsoberhaupt und First Lady Elke Büdenbender einen herzlichen Empfang - fast wie Königen. Steinmeier dankte es ihnen mit einem gut gelaunten Auftritt beim Festakt in der Philharmonie. Schließlich ging es um nichts Geringeres als den Kölner Dom, der ohne den Dombauverein noch heute eine Ruine wäre.
Steinmeier lobte in seinem Grußwort den Beschluss der Bürger, ihren Dom nach 300 Jahren Stillstand fertigzubauen. Der Ostwestfale zitierte auf Kölsch ein Lied der Mundartband "Bläck Fööss", sprach von "Immis" (Kölsch für Zugewanderte) und verwies auf den preußischen König, der bei der Grundsteinlegung zum Weiterbau des Doms 1842 "Kölle Alaaf" gerufen habe. Die Begeisterung in der vollbesetzten Philharmonie war erklecklich.
Dom ist identitätsstiftend
Der Preußenkönig habe mit seinem Ja zur Vereinsgründung das Bekenntnis der Kölner zu ihrer katholischen Identität unterstützt, sagte Protestant Steinmeier. "Es war gleichzeitig auch als ein nationales Versöhnungswerk gedacht und sollte friedensstiftend wirken im Streit der Konfessionen", so das seit 100 Tagen amtierende Staatsoberhaupt, das zuvor von Dompropst Gerd Bachner und Dombaumeister Peter Füssenich durch das Weltkulturerbe geführt worden war. Bis heute sei der Kölner Dom eindeutig christliche Kirche, aber auch für Anders- und Nichtgläubige identitätsstiftend.
Steinmeier gratulierte ferner dem Kölner Männer-Gesang-Verein, der für den glanzvollen Rahmen des Abends sorgte. Gut 150 befrackte Sänger unter der Künstlerischen Gesamtleitung von Bernhard Steiner dokumentierten, warum Deutschlands größter Männerchor Wartelisten für Neuaufnahmen führen muss. Unterstützt wurden sie von der Neuen Philharmonie Westfalen und dem Mädchenchor am Kölner Dom.
Seitenhieb auf Düsseldorf
Der scheidende NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) verwies schmunzelnd darauf, dass die Bauzeit von 38 Jahren bis zur Vollendung des Doms 1880 heute nicht garantiert wäre. Umso mehr sei die Initiative beherzter Bürger wertzuschätzen, die jährlich 60 Prozent der Mittel für den Erhalt des Doms erbrächten.
Einen Seitenhieb auf Lieblingskonkurrent Düsseldorf gönnte sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Der Dombauverein als älteste Bürgerinitiative der Welt habe sich von Anfang an umfassender Unterstützung erfreut; dagegen habe der in Düsseldorf geborene Dichter Heinrich Heine in seinen Gedichten wenig Sympathie für die Vollendung des Doms zum Ausdruck gebracht. "Wie schön, dass Heinrich Heine nicht recht behalten hat", sagte Reker. "Und wie wunderbar, Herr Bundespräsident, dass Ihre Anwesenheit auch als eine symbolhafte Korrektur einer Fehleinschätzung eines prominenten Düsseldorfers empfunden wird."
Anekdote von Woelki
Als Kardinal Rainer Maria Woelki zu seiner Laudatio schritt, schien eigentlich alles gesagt: "Es ist der preußische König zu Wort gekommen, Heinrich Heine, und natürlich die Bläck Fööss", so der Erzbischof verschmitzt. Seit 1842 sei der Dom Nationaldenkmal, Weltkulturerbe, Gotteshaus und politischer Orientierungspunkt.
Dann illustrierte Woelki seine Worte mit einer "kleinen Anekdote" aus den 90er Jahren, als er Sekretär seines Vorgängers Kardinal Joachim Meisner war. Bei einem Besuch im damaligen "Knast" in Bonn habe Meisner etwas Freundliches sagen wollen. "Er fühle sich mit den Leuten hier viel wohler, als immer in seinem Dom mit den vielen Pontifikalämtern." Dann, so Woelki, sei auf einmal eine Stimme aus dem Kreis der Gefangenen gekommen: "Pass up, Jung, wat de hier sähst! Sach nur nix jeje unsere Dom." Die Kölner Festgemeinde kommentierte dies mit Applaus.