Voderholzer teilte seine Entscheidung in einem Brief an Seminarleiter Franz Schmidberger mit, wie das Bistum bekanntgab. Mit der geplanten Weihe würden die Maßgaben der katholischen Kirche erneut missachtet.
Piusbrüder berufen sich auf Erlaubnis aus Rom
Bischöfe und Priester der Bruderschaft seien suspendiert und dürften daher kirchliche Ämter weder übernehmen noch ausüben, heißt es in der Mitteilung weiter. Um Verwirrung und Irritationen der Gläubigen zu vermeiden, sehe der Bischof daher zum Verbot der Weihe keine Alternative. Die Piusbrüder berufen sich dagegen auf eine angebliche Erlaubnis aus Rom. Bisher galten Priesterweihen der von Rom getrennten Piusbrüder zwar als gültig, jedoch unerlaubt, weil sie ohne die Zustimmung des jeweiligen Ortsbischofs erfolgten.
Neuerdings beruft sich die Bruderschaft zur Rechtfertigung ihrer Weihepraxis auf ein Schreiben der für den Dialog mit den Traditionalisten zuständigen vatikanischen Kommission "Ecclesia Dei".
Deren Sekretär, Erzbischof Guido Pozzo, habe den Piusbrüdern im Juni 2016 mitgeteilt, dass sie "in der gegenwärtigen Phase des Übergangs frei Priesterweihen vornehmen können, ohne den Ortsbischof um Erlaubnis zu fragen und sich darauf beschränken können, die Namen zur geeigneten Kenntnisnahme mitzuteilen". Daraus leitet die Bruderschaft die nunmehrige Erlaubtheit ihrer Weihen ab.
Vatikan öffnet sich gegenüber Piusbrüdern
Dieser Auffassung hatte Voderholzer schon im vergangenen Jahr widersprochen, die Priesterweihen der Piusbrüder von 2016 aber als "zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbedenklich" eingestuft. Diese seien zwar nicht kirchenrechtlich erlaubt und damit anerkannt, würden aber "toleriert und straffrei hingenommen", erklärte er.
Seit Jahren gibt es Gespräche zwischen Vatikan und Piusbrüdern. Ziel ist es, den Bruch mit der 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründeten Vereinigung zu überwinden. Die Bruderschaft lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene.
Voderholzer betonte in seiner aktuellen Stellungnahme, dass die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus der Bruderschaft weit entgegengekommen seien. So habe Benedikt XVI. 2009 die Exkommunikation der vier unerlaubt geweihten Bischöfe der Bruderschaft aufgehoben, nicht aber deren Suspendierung. Im Heiligen Jahr 2015 habe Franziskus Gläubigen die Möglichkeit eröffnet, bei Priestern der Bruderschaft zu beichten. Eine volle Wiedereingliederung der Piusbrüder sei aber nur möglich, "wenn die Gruppe die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils uneingeschränkt annimmt".