Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat sich kritisch über den Bundestagsbeschluss zur "Ehe für alle" geäußert. Aktuell zeige sich, wie schnell innerhalb kurzer Zeit der Schutz des Grundgesetzes für Ehe und Familie zur Disposition gestellt werde, sagte Genn am Sonntag in Münster. "Hier werden wir uns als Kirche ganz klar zu einer deutlichen Positionierung der Ehe von Mann und Frau weiterhin bekennen, ohne mit dem Begriff 'Lebenspartnerschaft' eine Diskriminierung homosexueller Personen zu bezeichnen, sondern indem wir damit nur eine andere Wirklichkeit benennen", betonte er.
Gerade in der derzeitigen Weltsituation gebe es sehr viele Fragen, zu denen die Kirche etwas zu sagen habe, sagte der Bischof von Münster. Er erinnerte an "die Gefahr, die von Nordkorea ausgeht, an die Umwälzungen in der Türkei, an den fürchterlichen bereits sechsjährigen Krieg in Syrien, an die Verwerfungen in den europäischen Ländern, und auch an die Zukunft Europas selbst". Gebet und Dialog seien nur oberflächlich betrachtet schwache Mittel, um "dem Guten und dem Frieden nachzujagen, den Weg zum Leben zu finden", betonte Genn in einer Predigt im St.-Paulus-Dom.
Heilige Messe aus Anlass der traditionellen Großen Prozession
Der Bischof feierte die Heilige Messe aus Anlass der traditionellen Großen Prozession. Bei dieser waren die Gläubigen zuvor von der Marktkirche St. Lamberti durch die Stadt und über den Prinzipalmarkt zum Dom gezogen. Die Prozession wies unter dem Leitwort "Suche Frieden" auf den Deutschen Katholikentag hin, der 2018 in Münster stattfindet.
Die jahrhundertealte Tradition der Großen Prozession in Münster geht auf ein Gelübde von Kirche und Bürgerschaft im Hochmittelalter zurück, als Münster nacheinander von einer Pestkatastrophe und einem Großbrand heimgesucht wurde. 1383 fand die erste Buß- und Bittprozession dieser Art statt, die bis heute Bestand hat.