Im vollen Bewusstsein immer zerstörerischer Krisen in vielen Erdteilen würden die Hilfen für ärmere Länder immer weiter reduziert, kritisierte er am Montag in einer Botschaft an die Konferenz der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) in Rom. Hunger und Unterernährung seien jedoch "keine reinen Naturphänomene" bestimmter Weltregionen, sondern das Ergebnis von Unterentwicklung, die durch die "Untätigkeit vieler und den Egoismus einiger weniger" hervorgerufen werde.
Recht aller auf Nahrung
Kriege, Terrorismus und Zwangsmigration seien nicht schicksalsgegeben sondern das Ergebnis bewusster Entscheidungen, betonte das Kirchenoberhaupt. Der gute Wille, die Versorgung aller Menschen zu sichern, sei nicht ausreichend. Vielmehr müsse das Recht aller auf Nahrung anerkannt und geachtet werden. Internationale Bemühungen seien zu oft im "Pragmatismus von Statistiken" verhaftet.
Anlässlich der bis zum Samstag andauernden Vertragsstaatenkonferenz der FAO wurde auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in Rom erwartet. Vor dem Hintergrund des G20-Gipfel, der am Freitag und Samstag in Hamburg stattfindet, will Schmidt nach Ministeriums-Angaben in Rom Nachhaltigkeitsthemen in den Fokus rücken.
Papst besucht Welternährungsorganisation
Im Herbst will Papst Franziskus selbst die Welternährungsorganisation FAO besuchen. Das kündigte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zur Eröffnung der 40. Generalversammlung der FAO an. Franziskus besucht den Sitz der Organisation in Rom anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober. Der Tag steht dieses Jahr unter dem Thema "Die Zukunft der Migration ändern".
Auch FAO sieht Rückschritte
Derweil sieht auch die FAO selbst Rückschritte im Kampf gegen den Hunger. Seit 2015 steige die Zahl der unterernährten Menschen weltweit erneut, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva bei der alle zwei Jahre stattfindenden Vertragsstaatenkonferenz der Organisation in Rom. Derzeit herrschten in 19 Ländern lang anhaltende Krisen, die in vielen Fällen von extremen Wetterphänomenen wie Dürre und Überflutungen begleitet oder ausgelöst würden. In Nigeria, Somalia, dem Südsudan und dem Jemen drohe 20 Millionen Menschen eine Hungersnot. Der Papst rief die Staatengemeinschaft zu mehr Hilfe für die armen Länder auf.
"Zusagen in Taten umsetzen"
FAO-Generaldirektor Graziano betonte, "der Hunger wird nur dann besiegt werden, wenn die Länder ihre Zusagen in Taten umsetzen". Auch sei Frieden eine Voraussetzung für das Ende von Hungerkrisen. "Aber wir können nicht auf Frieden warten, bevor wir aktiv werden", sagte Graziano mit Verweis auf die Nothilfe von FAO, Welternährungsprogramm (WFP) und Internationalem Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD).
Der Brasilianer sprach sich indirekt gegen Pläne von EU-Staaten zum Bau von Flüchtlingslagern in afrikanischen Transitstaaten aus. "Wir können Menschen nicht dadurch retten, dass wir sie in Lagern unterbringen." Wer ihre Leben retten wolle, müsse ihren Lebensraum retten.