Kölner Dommusik gestaltet Requiem für Kardinal Meisner

Zum Abschied Mozart und Fauré

Wenn an diesem Samstag die Exequien für Joachim Kardinal Meisner im Kölner Dom gefeiert werden, sollen auch die musikalischen Vorlieben des Alt-Erzbischofs Berücksichtigung finden. Die Kölner Dommusik tritt dabei mit allen Chören auf.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Kardinal Meisner singt mit dem Domchor an seinem 80. Geburtstag / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Kardinal Meisner singt mit dem Domchor an seinem 80. Geburtstag / © Beatrice Tomasetti ( Kölner Dommusik )

Die Auswahl haben Domkantor Oliver Sperling, Leiter des Mädchenchores am Kölner Dom, und Winfried Krane, der Leiter der Musikschule des Kölner Domchores und der Domkantorei Köln, gemeinsam getroffen.

Denn Domkapellmeister Eberhard Metternich, der am Todestag Meisners abends spontan mit dem Kölner Domchor die erste Gedenkfeier für den Verstorbenen musikalisch gestaltet hatte, hält sich momentan mit einem Großteil der Sänger zu einer seit langem geplanten Konzertreise in Südamerika auf.

Persönliche Vorlieben berücksichtigt

Dabei ist beiden Kirchenmusikern wichtig, mit Teilen aus dem Requiem von Gabriel Fauré und auch dem Kyrie, dem Sanctus, Benedictus und Agnus Dei aus der Krönungsmesse von Mozart die strenge Liturgie einer Totenmesse, aber auch die persönlichen Vorlieben Kardinal Meisners zu berücksichtigen. "Es soll vor allem feierliche Musik sein, die dem Anlass angemessen ist, aber auch der Haltung des Verstorbenen entspricht", erklärt Krane.

Demnach werden alle vier Kathedral-Chöre nach dem Einzug der Prozession mit dem Sarg in den Dom den Introitus "Requiem aeternam" anstimmen. "In paradisum", der Schlussteil des Requiems, wird dann am Ende der von Kardinal Woelki geleiteten Liturgie bei der Überführung des Sargs in den Hochchor erklingen, wenn Kardinal Meisner die letzte Ruhestätte in der Bischofsgruft findet.

Besondere Beziehung zu Mozart

"Zu Mozart hatte Kardinal Meisner immer eine besondere Beziehung", begründet Domkantor Sperling das musikalische Programm. Diese Musik hat möglicherweise am besten seine Geisteshaltung zum Ausdruck gebracht und nach seiner Vorstellung für eine Mischung aus Unbeschwertheit, Freude und Festlichkeit gestanden. Denn sowohl in der Dankmesse zur Wahl von Papst Benedikt XVI. als auch zu der von Papst Franziskus habe sich der damalige Kölner Erzbischof die Aufführung der Krönungsmesse ausdrücklich gewünscht, erinnert sich Sperling.

Daher habe diese Komposition für Meisner immer einen außergewöhnlichen Stellenwert gehabt und sei zu wichtigen Anlässen gesungen worden. Ausdruck seiner Mozart-Verehrung findet sich außerdem in einem Zitat Meisners wieder, das kurz nach der Wahl des deutschen Kardinals Ratzinger zum katholischen Kirchenoberhaupt die Runde machte und mit dem er zweifelsohne den Mitbruder adeln wollte: "Der bisherige Kardinal Ratzinger ist für Theologen so etwas wie der ‚Mozart der Theologie’. So wird er auch mit diesem Charisma das oberste Hirtenamt der katholischen Kirche leiten." Das waren damals seine Worte, mit denen er seine große Dankbarkeit für das zu erwartende Pontifikat zum Ausdruck brachte.

Erinnerung an Kindheit

Auch mit dem bekannten weihnachtlichen Chorsatz "Adeste fideles" von Carl Thiel, den der Domchor dem Erzbischof an jedem Weihnachtsmorgen nach dem Pontifikalamt im Kölner Dom als Geburtstagsständchen auf der Domplatte sang, verband Meisner besondere Gefühle. Mündlich ist verbrieft, dass er nicht nur einmal gesagt haben soll: Denkt daran, mir das bei meiner Beerdigung zu singen.

Diesem Wunsch kommen die Verantwortlichen der Dommusik nun gerne nach. "Adeste fideles" erinnerte den Kardinal an seine Kindheit und habe für ihn immer zu Weihnachten dazu gehört, sagt Domkantor Sperling. Wie auch der mehrstimmige Satz von "Stille Nacht, heilige Nacht" nach der Christmette in der Domsakristei, mit dem ihm traditionell die Chöre zum Geburtstag in der Heiligen Nacht gratulierten.

Dass er "ein weihnachtlicher Mensch" gewesen sei, der sich vielleicht auch gerade wegen seines Geburtsdatums am 25. Dezember dem Geheimnis der Menschwerdung Christi zutiefst verbunden gefühlt habe, bescheinigte ihm schließlich nicht zuletzt sein einst engster und vertrautester Mitarbeiter, Kardinal Woelki, am Abend des 5. Juli in seiner Predigt beim ersten Totengedenken. Um dies auch musikalisch noch einmal besonders zu unterstreichen, wird auch der Halleluja-Ruf vor und nach dem Evangelium in der weihnachtlichen Version gesungen.

Vertonung des Wappenspruchs

Eine Vertonung von "Spes nostra firma", dem Wappenspruch des verstorbenen Kardinals, die Domkantor Sperling 2014 eigens aus Anlass des Silbernen Ortsjubiläums für den damals scheidenden Kölner Erzbischof geschrieben hat, ist schließlich der letzte musikalische Beitrag in der sorgfältig gewählten Totenliturgie.  "Diese Komposition war damals unser Geschenk an Kardinal Meisner, dem die Kölner Dommusik ihre deutliche Ausprägung mit heute vier unterschiedlichen Chören und über 400 Sängerinnen und Sängern verdankt", resümiert Sperling.

So gehörte zu Meisners ersten Amtshandlungen 1989 die Einweihung des Kardinal-Höffner-Hauses in Lindenthal mit seinem Chorzentrum, das zwar sein Vorgänger und Namensgeber dieser Einrichtung konzipiert, deren Fertigstellung dieser aber nicht mehr erlebt hat. Und auch den Erweiterungsbau des KHH, der bald entstehen soll, hat Meisner noch in seiner Amtszeit genehmigt.

Besondere Höhepunkte, die seine Verbundenheit mit der Kölner Dommusik belegen und bei denen den Chören eine unverzichtbare Rolle zukam, die stets auch einen Teil des Erfolges der Veranstaltungen ausmachte, waren außerdem das Internationale Chorfestival "Pueri Cantores" 2004 in Köln, der Weltjugendtag 2005 und der Eucharistische Kongress 2013. 

 

Information der Redaktion: Die musikalische Leitung der Totenmesse haben Oliver Sperling und Winfried Krane. Es spielen Mitglieder des Gürzenich-Orchesters Köln. Als Solisten wirken mit: Theresa Klose, Sopran, Elvira Bill, Alt, Henning Jendritza, Tenor, Thilo Dahlmann, Bass. An der Orgel sitzt Domorganist Professor Winfried Bönig.