Trotz palästinensischer und jordanischer Proteste bleibt der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt auch am Samstag geschlossen. Am Sonntag soll die Heilige Stätte schrittweise und unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen wieder geöffnet werden, wie israelische Medien berichteten.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab die Entscheidung nach einem Sicherheitstreffen mit Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sowie den Chefs von Armee, Polizei und Inlandsgeheimdienst am Freitagabend bekannt.
Attentat ist Grund für Schließung
Die Schließung erfolgte als Reaktion auf eine Schießerei am Freitagmorgen, bei der drei arabisch-israelische Angreifer zwei israelische Polizisten töteten und einen weiteren verletzten.
Anschließend hatte Israel den Tempelberg evakuiert und die Durchführung der muslimischen Freitagsgebete auf dem Tempelberg untersagt. Der Direktor der islamischen Wakf-Behörde, Azaam Al-Khatib, sagte laut der staatlichen jordanischen Nachrichtenagentur Petra, dies sei die erste Absage der Freitagsgebete an der Heiligen Stätte seit vier Jahrzehnten.
Jordanien warf Israel vor, durch die Sperrungen den bestehenden Status Quo zu verletzen. Regierungssprecher Mohammad al-Momani forderte laut Petra am Freitagabend die sofortige Öffnung der Heiligen Stätte für muslimische Gläubige sowie eine sofortige Untersuchung der Gewalteskalation. Ranghohe israelische Vertreter wiesen die Vorwürfe zurück und riefen Jordanien dazu auf, die Situation nicht weiter anzuheizen.
Verdächtiger freigelassen
Der nach den Freitagsgebeten von Israel festgenommene Großmufti Jerusalems, Mohammed Ahmed Hussein, wurde palästinensischen Medienberichten zufolge nach einem mehrstündigen Verhör gegen eine Kaution von 10.000 Schekeln (Tageskurs: 2.460 Euro) wieder auf freien Fuß gesetzt. Ihm war vorgeworfen worden, zur Durchbrechung der israelischen Absperrung des Tempelbergs aufgerufen zu haben. Laut Berichten des palästinensischen International Middle East Media Center wurden auch 53 von 58 festgenommenen Mitarbeitern der islamischen Wakf-Behörde wieder freigelassen.
Für die Jerusalemer Altstadt galten am Samstag weiterhin hohe Sicherheitsmaßnahmen. Israelische Polizisten kontrollierten die Zugänge und führten systematische Personen- und Taschenkontrollen durch.