Der frühere Erzbischof von Mossul, Amil Shamaaoun Nona, sieht nach der Befreiung der nordirakischen Stadt Mossul dier Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) noch nicht besiegt. Der IS sei nicht nur eine Kampftruppe, sondern eine Ideologie, sagte er in einem am Donnerstag in München veröffentlichten Interview des internationalen Hilfswerks "Kirche in Not". Das führe zu einer Gesellschaft, die denke, sie habe das Recht zu tun, was sie wolle.
Dazu gehöre die Überzeugung, ihr Glaube sei der einzige richtige und müsse den anderen aufgezwungen werden.
"Der Kampf geht weiter"
"Mossul ist zwar militärisch befreit, aber der Kampf geht weiter", so der Kirchenmann. Seinen Worten zufolge gilt es nun, die Wurzel dieser "brutalen und unmenschlichen Denk- und Handlungsweise" zu besiegen. Die Christen könnten in Mossul nicht einfach ein normales Leben wieder aufnehmen, wenn die Gesellschaft, die eine Ideologie wie den IS hervorgebracht habe, heute noch dieselbe sei wie vor drei Jahren.
Am 6. August 2014 waren IS-Terroreinheiten nach Mossul vorgerückt. Dort und in den Dörfern der Ninive-Ebene lebten damals bis zu 120.000 Christen. Ihnen blieb nur die Flucht. Auch der chaldäisch-katholische Erzbischof Nona floh. Laut Mitteilung wirkt er heute von Australien aus in den Diasporagemeinden Ozeaniens, die viele irakische Flüchtlinge aufgenommen haben.
Rückkehr in die Ninive-Ebene
Eine Prognose, ob die geflohenen Christen wieder zurückkehren werden, wagt der Erzbischof nicht. Dafür sei es noch zu früh. Zuerst müsse es einen Überblick geben, wie massiv die Zerstörungen seien. Mit Freude beobachte er aber, dass in den Ortschaften der Ninive-Ebene der Wiederaufbau im Gange sei und immer mehr Familien zurückkämen.
Unterstützung erhielten sie unter anderem von "Kirche in Not". Auch die chaldäischen Gemeinden in Australien versuchten, ihren irakischen Geschwistern zu helfen. Die Zukunft der Christen im Irak hänge letztlich vom Ausland ab, so der Erzbischof. Dazu komme, dass viele noch traumatische Erinnerungen hätten.