domradio.de: Wie ist die derzeitige Situation in Rom?
Christine Seuß (Redakteurin bei Radio Vatikan): Leider gibt es nach wie vor eine unglaubliche Hitze ohne auch nur einen Tropfen Regen. Das geht jetzt schon monatelang so und bis jetzt ist auch keine Besserung in Sicht. Zwar heißt es, die Temperaturen würden jetzt endlich sinken, aber es will einfach kein Gewitter kommen. Zum Glück hat es bis jetzt noch keine Rationalisierung des Wassers gegeben, denn auch das war ja Ende Juli im Gespräch. Aber wer kann, hat die Stadt eh verlassen in Richtung Berge oder Meer, denn der August ist ja der Haupturlaubsmonat, und die Stadt hat sich wirklich spürbar geleert.
domradio.de: Gefährdet die Lage die Gesundheit und das Wohl der Römer?
Seuß: Ja. Wer hierblieben musste, der muss natürlich schon sehen, wie er über den Tag kommt. Vor allem alte Leute erleiden auch mal Schwächeanfälle auf der Straße.
Aber besonders besorgt bin ich eher über die zunehmenden Großbrände in und um Rom. Da brennen ganze Landstriche wie Zunder – vor allem durch Brandstiftung natürlich – und das auch in der Nähe von Wohnungen und Bürogebäuden. Das italienische Büro von Mercedes, das am östlichen Stadtrand liegt, musste wegen eines schlimmen Brandes vor der Haustür vorsichtshalber komplett evakuiert werden. Auch da handelte es sich ursprünglich um Brandstiftung, und das Feuer hat sich ungehindert über Kilometer blitzschnell ausgebreitet. So schnell konnten die Mitarbeiter gar nicht schauen, dass auf einmal auch sie vor einer dicken Rauchsäule standen.
domradio.de: Sprudeln die Brunnen noch? Wenn ja, wie passt das zu einer Wasserknappheit unter der die ganze Stadt leidet?
Seuß: Ja, die Brunnen sprudeln noch. Alle. Und das passt eigentlich meiner Auffassung nach überhaupt nicht zu der schlimmen Wasserknappheit. Unter der leidet ja an sich nicht Rom selbst, da kommt das Wasser ja noch aus allen Rohren, aber der Braccianersee, aus dem ein Großteil des römischen Nutzwassers kommt. Das Trinkwasser kommt aus anderen Quellen. Da gab es bislang noch keinen öffentlichen Alarm. Aber der Braccianersee ist an einem historischen Tiefstand angelangt, so dass die Wasserentnahme bis Ende August nur reduziert genehmigt worden ist. Und dann muss man weiter sehen.
Die gute Nachricht dabei ist, dass die Wasserversorger von Rom den Notstand zum Anlass genommen haben, Löcher in den Leitungen zu stopfen, aus denen Unmengen von Wasser einfach abfließen.
domradio.de: Gab es zu dem Thema Worte des Papstes?
Seuß: Er hat sich nicht direkt zur derzeitigen Krise geäußert, aber er weist ja beispielsweise in seiner Enzyklika "Laudato sí" in einem ganzen Unterkapitel auf die Bedeutung von Wasser und den verantwortungsvollen Umgang mit dieser Ressource hin, ohne die der Mensch nicht überleben kann. Darin wettert er auch gegen eine Verschwendung von wertvollem Trinkwasser.
Außerdem, das ist auch eine Nachricht von Ende Juli, arbeitet der Heilige Stuhl an einem Dokument genau zu diesem Thema, nämlich den Zugang zu Trinkwasser als Menschenrecht. Das soll der UNO dabei helfen, die Umsetzung einer festgefahrenen Resolution wieder in Gang zu bringen.
Als direktes Statement des Papstes kann vielleicht am ehesten die Tatsache verstanden werden, dass im Vatikan selbst das Wasser derzeit rationalisiert ist, also die Brunnen wurden beispielsweise Ende Juli ausgestellt und sind es größtenteils nach wie vor. Unter anderem auch zum Leidwesen der Touristen sind auch die beiden großen Brunnen auf dem Petersplatz abgestellt. Und auch die Gärten werden, wie ich erfahren habe, nur nach einem Notfallplan bewässert – einfach um klar zu zeigen: Wir sparen Wasser, auch wenn es uns ein bisschen weh tut.
Das Interview führte Verena Tröster.