Projekt "Gott im Abseits" will Menschen mit Berufung zeigen

"Blick von außen ist glaubwürdiger"

Im neuen Multimedia-Projekt "Gott im Abseits" berichten Journalisten über kirchliche Arbeit, die ansonsten wenig mit Kirche zu tun haben. Der Leiter des Berufungspastorals, Michael Maas, erhofft sich "Unbefangenheit" und "einen neuen Blick".

"Gott im Abseits" - neues Multimediaprojekt der DBK (DBK)
"Gott im Abseits" - neues Multimediaprojekt der DBK / ( DBK )

domradio.de: Initiiert hat das Projekt "Gott im Abseits" die Deutsche Bischofskonferenz. Verantwortlich dafür sind Sie, Pfarrer Maas, als Leiter des Zentrums für Berufungspastoral in Freiburg. Der Titel des Projektes klingt erstmal provokativ.

Pfarrer Michael Maas (Leiter des Zentrums für Berufungspastoral in Freiburg): So ist es auch gedacht. Dadurch wollen wir natürlich zunächst einmal Aufmerksamkeit erzielen. Der Titel hat aber auch eine inhaltliche Aussage, weil es eben darum geht, zu zeigen, dass Gott auch dort lebendig wird, wo wir uns normalerweise nicht gerne aufhalten - im Abseits. Zum Beispiel bei Obdachlosen, Drogenabhängigen oder im Gefängnis. Das sind Orte, die wir normalerweise meiden und von denen wir vielleicht auf den ersten Blick nicht meinen würden, dass Gott dort tatsächlich auch erfahrbar ist.

domradio.de: Warum haben Sie sich dafür dann ausgerechnet ausgedacht, Journalisten loszuschicken, die von sich selbst sagen, dass sie mit Kirche gar nicht so viel am Hut haben.

Maas: Weil die vielleicht nochmal ganz anders da rangehen. Von Menschen, die der Kirche nahe sind, erwartet man, dass sie überall Gott finden. Aber jemand, der das für sich selbst nicht schon als erste Option hat, dem nimmt man es viel besser ab, wenn er so eine Erfahrung machen kann. Der wirkt mit solchen Berichten glaubwürdiger.

domradio.de: Aber was ist, wenn die Perspektive anders ist und dadurch die Geschichte ein bisschen anders wird, als Sie sich das vielleicht denken?

Maas: Das ist natürlich immer das spannende an diesen Projekten, dass wir nicht schon vorher genau sagen können, was am Ende herauskommt. Aber ich habe natürlich auch ein gewisses Grundvertrauen, weil ich der Auffassung bin, dass Gott überall erfahrbar ist und dass das auch durch Menschen erfahrbar wird.

domradio.de: Das heißt, eines der Ziele ist auch, die Menschen wieder für Kirche zu interessieren, damit möglicherweise irgendwann auch die Kirchen wieder voller werden?

Maas: Dass die Kirchen voller werden, ist nicht das erste Ziel. Es geht vor allem darum, Menschen zu zeigen, die ihre Berufung authentisch und glaubwürdig leben, die zeigen, was der Glaube für sie bedeutet, was Jesus Christus für sie bedeutet. Wenn das andere ansteckt und sie dadurch selber einen Zugang zum Glauben finden, vielleicht selber nach ihrer eigenen Berufung fragen - auf ganz unterschiedliche Art und Weise - dann ist das doch wunderbar.

domradio.de: Sie haben ja schon bereits das Projekt "Valerie und der Priester" zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz gemacht - da hat eine junge Journalistin einen jungen Kaplan begleitet. Die Erfahrungen, die sie daraus gezogen haben, lassen Sie tatsächlich so mutig sein, zu sagen, wir müssen das noch weiter machen? Gab es da vielleicht den Wunsch von Leuten, zu sagen: Ihr müsst noch mehr Projekte starten?

Maas: Genau. Es gab eine sehr große Resonanz. Das haben wir ja schon während des Projektes gemerkt. Deshalb haben wir uns auch zusammengesetzt und gesagt: Es wäre doch gut und sinnvoll, das Projekt nicht versanden zu lassen, sondern Menschen in der Kirche weiter präsent zu machen.

Jemand, der kirchenfern ist, hat vielleicht eine andere Unbefangenheit, einen anderen Blick auf das, was innerhalb der Kirche läuft, als jemand, der schon alles kennt. Deshalb kann er von außen erfrischend draufschauen. Bei "Valerie und der Priester" hat das sehr gut funktioniert. Die Journalistin Valerie Schönian hatte eine ganz andere Sprache und einen ganz anderen Schreibstil als wir das von kirchlicher Kommunikation gewohnt sind. Das hat das Projekt auch für Leserinnen und Leser interessant gemacht, die mit Kirche gar nicht so verbunden sind.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR