Katholische Frauengemeinschaft präsentiert Wahl-Check

Wohin mit dem Kreuz?

Gut fünf Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl am 24. September. Doch welche Partei soll das eigene Kreuzchen bekommen? Als Entscheidungshilfe bietet die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands dazu einen Wahl-Check an.

Bürgerin mit einem Wahlzettel / © Michael Kappeler (dpa)
Bürgerin mit einem Wahlzettel / © Michael Kappeler ( dpa )

domradio.de: Viele Bürger haben nicht die Zeit, sich mit den Wahlprogrammen der Parteien intensiv zu beschäftigen. Diese Arbeit haben Sie ihnen jetzt quasi abgenommen, oder?

Anja Bäker (Referentin für Gesellschaftspolitik bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands/kfd): Ja, partiell, würde ich das behaupten. Wir haben diverse Programme durchforstet, auf bestimmte Themen reduziert und unseren Mitgliedern, beziehungsweise denen, die es interessiert, zur Verfügung gestellt.

domradio.de: Auf welche Themen haben Sie sich konzentriert?

Bäker: Beim Wahl-Check haben wir uns natürlich auf die Themen reduziert, die momentan die kfd sehr interessieren. Das ist die Gleichstellung im Lebensverlauf von Frauen und Männern, das sind verschiedene Arbeitszeitmodelle, um Familie und Arbeitsleben besser überein zu bekommen oder die Rente, denn Altersarmut ist immer noch bei Frauen ein ganz prägnantes Problem. Wir haben uns ferner haushaltsbezogene und haushaltsnahe Dienstleistungen angesehen, also ob es möglicherweise Ideen gibt, diese aus der Illegalität zu holen und wenn ja, welche es sind. Dann haben wir Nachhaltigkeit und Klimaschutz betrachtet. Und schließlich die ganz großen und aktuellen Themen, welche uns auch durch die gesamte Wahl begleiten werden, Zuwanderung und Integration.

domradio.de: Wie muss man sich Ihre Vorarbeit konkret vorstellen? Gibt es eine Art Liste zum Ankreuzen und man schaut im Anschluss bei einer Auswertung, welche Partei am besten zu einem passt?

Bäker: Nein. Es sind Präsentationen zu den jeweiligen Themen zusammengefasst. Auf der ersten Seite befindet sich die Position der kfd. Natürlich ist es eine Voraussetzung, dass sich die Interessenten vorher auch Gedanken über ihre eigene Meinung gemacht haben. Dann kann man die Positionen der verschiedenen Parteien zu dem jeweiligen Thema mit dem, was die kfd dazu sagt, abgleichen. Schließlich kann man sich überlegen, wo man sich eher hin positioniert. 

domradio.de: Sie haben auch die Alternative für Deutschland, die AfD, mit dabei. Warum haben Sie die auch in die Liste aufgenommen?

Bäker: Die AfD ist eine sehr kontrovers diskutierte Partei, die in der Kritik sehr verrufen ist. Ich finde aber, um kritisieren zu können, muss man sich damit auseinandersetzen. Man muss wissen, warum man gegen etwas ist, um es laut ausrufen zu können.

domradio.de: Sie sagen, dass Sie die Programme aus Frauenperspektive geprüft haben. Ist Ihr Wahl-Check also in erster Linie für Frauen interessant?

Bäker: Unser Wahl-Check ist in erster Linie für alle interessant, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen. Natürlich auch für Männer, die mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten oder sich interessieren, wie es rententechnisch weitergeht. Es geht natürlich nicht nur Frauen sondern auch Männer etwas an, wie unser Alterseinkommen irgendwann zusammengesetzt werden wird.

domradio.de: Was erhoffen Sie sich von der Aktion?

Bäker: Ich erhoffe mir, dass sich wieder mehr Leute mit Politik und den Wahlthemen auseinandersetzen. Denn es ist natürlich mühselig, sich ein 120-seitiges Papier durchzulesen. So hat man die Möglichkeit, sich reduziert Informationen zu holen und sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Daran anknüpfend kann man dann weiter recherchieren.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR