domradio.de: In afrikanischen Ländern genießen Kioske den eher zweifelhaften Ruf, minderwertige Produkte anzubieten. Die Siemens Stiftung aus Deutschland hat sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern und Wasserkioske ins Leben zu rufen. Der erste ging 2010 in Kenia an den Start, inzwischen gibt es dort 17 solche Kioske. Trinkwasser in Ostafrika ist eher Mangelware, häufig ist das Wasser verunreinigt. Inwiefern können Wasserkioske das ändern?
Caroline Weimann (Leiterin des Safe Water Enterprise Projekts bei der Siemens Stiftung): Die Wasserkioske haben eine ähnliche Aufgabe wie bei uns früher. Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet eingeführt als Wasser knapp war. In Afrika ist es genauso. In Kenia haben 40 Prozent der Bevölkerung immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Hälfte der Menschen weltweit, die kein Zugang zu sauberem Trinkwasser hat - das sind 636 Millionen Menschen - lebt in Subsahara-Afrika.
domradio.de: Wie muss man sich diese Kioske genau vorstellen? Wie werden Sie betrieben und wer kümmert sich darum?
Weimann: Die Kioske stehen in den ländlichen Gebieten, wo Wasserquellen vorhanden sind, aber kein sauberes Trinkwasser. Sie verfügen über eine Filtrationsanlage; das Wasser wird dort gereinigt und der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde selbst betreibt den Kiosk. Ein Komitee wird vorher geschult und verkauft das Wasser zu einem erschwinglichen Preis.
domradio.de: Wie laufen denn die Schulungen ab?
Weimann: Das Komitee sucht jemanden aus, der jeden Tag im Laden steht, die Kunden bedient und die Technik wartet sowie das Produkt in der Umgebung bewirbt. Wir geben eine Reihe von Schulungen, angefangen von der Bedienung der Technik, über Finanzplanung und Buchhaltung bis hin zu Werbemaßnahmen.
domradio.de: Läuft das in der Praxis gut oder gibt es auch Probleme?
Weinmann: Das ist sehr unterschiedlich. Es läuft von Kiosk zu Kiosk anders. An manchen Stellen gibt es Herausforderungen; zum Beispiel entstand in der Umgebung eines Kiosks eine große Baustelle, die die gesamte Wasserversorgung im Dorf abschnitt. Auch Dürreperioden sind ein Problem oder Wasserquellen, die versiegen.
domradio.de: Wie meistern Sie die Herausforderungen? Dürreperioden gibt es ja leider immer wieder in Ostafrika.
Weinmann: Das ist richtig. Zuletzt hatten wir eine sehr starke Dürre; in Kenia wurde dieses Jahr sogar der nationale Notstand ausgerufen. Die Dürren werden immer häufiger und schwerwiegender, aufgrund von Klimamangel, Veränderung vom Grundwasserstand, zunehmendem Bedarf der Bevölkerung. Wir unternehmen Verschiedenes. Letztlich sorgen wir dafür, dass die Wasserkioske weiterlaufen. Um zu verhindern, dass wir Kioske schließen müssen, haben wir Wassertanks errichtet. So stellen wir sicher, dass auch in trockenen Zeiten Wasser vorrätig ist.
Das Gespräch führte Carsten Döpp.