domradio.de: Seit Juni 2017 gibt es für Jugendliche weltweit einen Fragebogen, mit dem die Kirche erfahren will, was junge Menschen wollen und was sie umtreibt. Basis dieser Initiative ist die Bischofssynode 2018 zum Thema "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung". Auch im Erzbistum Köln werden Jugendliche befragt. Was ist bisher herausgekommen?
Pfarrer Tobias Schwaderlapp (Leiter der Jugendseelsorge im Erzbistum Köln): Wir sind sehr froh über die Antwortvielfalt der jungen Menschen: Wir haben schon 6.500 Rückmeldungen erhalten. Das ist nicht selbstverständlich, denn wenn man den Fragebogen mit Verstand ausfüllen möchte, dauert das schon mindestens eine Viertelstunde. Außerdem regen einige Fragen erst zum Nachdenken an, bevor man antworten kann. Das dauert alles.
domradio.de: Was für Fragen sind das denn, die zum Nachdenken anregen?
Schwaderlapp: Dabei geht es um Fragen zur Glaubwürdigkeit der Kirche oder ganz allgemein um Themen, über die die Jugendlichen gerne mit der Kirche sprechen möchten. Es geht auch um Fragen wie: "Habe ich eine positive Sicht auf das Leben? Bin ich ein hoffnungsfroher Mensch oder macht mir die Welt eher Angst?"
domradio.de: Es geht bei der Umfrage auch darum, einen Abgleich mit dem zu machen, was im Erzbistum angeboten wird. Gab es da Überraschungen?
Schwaderlapp: Überraschungen gab es nicht. Ich finde es schön, dass ein Großteil der Befragten zwischen 18 und 20 Jahre alt ist. Denn das ist eine Zielgruppe, mit der wir sonst häufig schwierig ins Gespräch kommen. In dem Alter beginnen viele mit dem Studium oder fangen eine Ausbildung an und haben weniger Zeit für Messdienergruppen oder anderes Engagement in der Kirche. Gerade vor dem Hintergrund tut es gut, eine Rückmeldung zu bekommen. Aus den Antworten ging hervor, dass die Kirche schon noch eine hohe Glaubwürdigkeit in dieser Altersgruppe besitzt, dass es aber gleichzeitig auch Punkte gibt, bei denen wir nachbessern müssen und das Gespräch suchen müssen. Das betrifft insbesondere Fragen nach der Lebensgestaltung, Partnerschaft und Sexualität. Da haben wir leider keine so hohe Glaubwürdigkeit mehr.
domradio.de: Wie wichtig ist es denn dem Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, eine unmittelbare Rückmeldung der Jugend zu bekommen?
Schwaderlapp: Zum einen ist es im Zuge des pastoralen Zukunftsweges wichtig, dass die jungen Menschen im Erzbistum eine Stimme haben und mitsprechen können. Wir befinden uns gerade auf der Suche danach, wie Kirche in Zukunft aussehen kann. Das kann nicht nur von denen entschieden werden, die schon älter sind, sondern da müssen auch die einbezogen werden, die ihr Leben noch vor sich haben. Deswegen geht der Kardinal zum Beispiel auch am Freitagabend um 19.30 ins Crux, unsere Jugendkirche in Köln, um dort noch einmal mit jungen Menschen über die Synode zu sprechen.
Das Interview führte Verena Tröster