Bischof zur Situation in der Zentralafrikanischen Republik

"Lage ist schrecklich"

Muslime, Nicht-Muslime, Anhänger von traditionellen Religionen und Sekten bekämpften sich gegenseitig. Der Bischof aus Bangassou sieht Konflikte in der Zentralafrikanischen Republik wachsen. In seiner Bischofsstadt habe er Muslime beschützen müssen.

Misereor: Situation in der Zentralafrikanischen Republik bleibt besorgniserregend / © Jürgen Bätz (dpa)
Misereor: Situation in der Zentralafrikanischen Republik bleibt besorgniserregend / © Jürgen Bätz ( dpa )

Der Bischof aus Bangassou in der Zentralafrikanischen Republik, Juan Jose Aguirre, hat die Lage in dem Staat als "schrecklich" bezeichnet. "Wir gehen durch die Wüste. Aber verlieren nicht die Hoffnung", sagte Aguirre dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" in München. Weder der Regierung noch den UN-Truppen sei es bisher gelungen, die für Anschläge verantwortlichen islamistischen "Seleka"-Truppen endgültig aus dem Land zu verdrängen. Nun hätten viele junge Menschen die Sache selber in die Hand genommen und zu den Waffen gegriffen. Sie schlössen sich der Miliz "Anti-Balaka" an, um die Seleka zu bekämpfen.

Nach den Worten des Bischofs weitet sich dadurch der Konflikt weiter aus. Muslime, Nicht-Muslime, Anhänger von traditionellen Religionen und nichtchristlichen Sekten bekämpften sich gegenseitig. In seiner Bischofsstadt habe er sogar Muslime beschützen müssen, die angegriffen worden seien, darunter viele Frauen und Kinder. Untergebracht seien diese nun im Priesterseminar der Diözese.

Kirche unterstützt mehrere tausend Flüchtlinge, Christen wie Nichtchristen

Insgesamt unterstütze die Kirche mithilfe von verschiedenen Organisationen mehrere tausend Flüchtlinge, Christen wie Nichtchristen. Allerdings hätten einige humanitäre Organisationen das Land zuletzt verlassen."Gott allein weiß, wie wir aus dieser Sackgasse wieder herauskommen", so der Bischof. Seiner Ansicht nach ist dringend ein zentralafrikanischer Gouverneur in Bangassou erforderlich und eine durchsetzungsfähige Nationalarmee. Nur so ließe sich die Ordnung wieder durchsetzen. Es gebe zwar Soldaten, aber sie klagten darüber, nicht ausreichend Waffen zu haben. Die Rebellengruppen aber hätten welche, die über die Nachbarländer eingeschmuggelt würden, zum Teil mithilfe multinationaler Konzerne. "Viele bereichern sich an den Waffengeschäften", sagte Aguirre. Die Folge sei ein brutaler Konflikt, dem der Staat nichts entgegensetzen könne.

Zugleich äußerte sich der Bischof zu dem vor zwei Wochen erfolgten Anschlag auf eine Missionsstation in Gambo, bei dem es um die 40 Tote gab. Ihnen sei die Kehle durchgeschnitten worden, und nun verwesten die Leichen unter freiem Himmel, da sie aufgrund der Sicherheitslage noch nicht bestattet worden seien. Das halbe Dorf sei niedergebrannt, die Kirche und das Pfarrhaus geplündert und in Brand gesteckt. Sein Bistum habe Lebensmittel und Nothilfen geschickt. Doch der Wiederaufbau dürfte schwer werden. 2.000 Menschen sind laut Aguirre geflohen und in Bangassou untergekommen.


Quelle:
KNA