Erzbistum Köln hält an konfessionellem Religionsunterricht fest

"Glaube und Gott überhaupt wieder zum Thema machen"

Katholische und evangelische Schüler könnten ab nächstem Schuljahr in NRW gemeinsam unterrichtet werden. Darauf haben sich die entsprechenden Bistümer geeinigt - bis auf das Erzbistum Köln. Dort wird der Religionsunterricht in der bestehenden Form weitergeführt werden.

Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen (KNA)
Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen ( KNA )

domradio.de: Warum geht das Erzbistum Köln den Weg des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts nicht mit?

Schwarz-Boenneke (Leiterin der Abteilung Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln): Im Erzbistum Köln gehen wir diesen Weg nicht mit, weil wir eine sehr genaue Analyse der Situation des Religionsunterrichts vorgenommen haben. Dabei haben wir gesehen, dass es zum Beispiel in der Stadt Köln einige Schulen gibt, an denen wir so wenig katholische Schüler haben, dass wir dort nahezu keinen katholischen Unterricht anbieten können.

Im Großteil der Schulen im Erzbistum Köln aber haben wir so gute Voraussetzungen, sodass wir den Religionsunterricht in der bestehenden Form weiterführen können. 

domradio.de: Will man sich in Köln denn vom ökumenischen Religionsunterricht verabschieden?

Schwarz-Boenneke: Nein, gar nicht. Einmal hat der konfessionell getrennte Religionsunterricht selbst sehr viele ökumenische Anteile. Die Auseinandersetzung mit Protestanten, Orthodoxen und mit anderen Religionen gehört zum festen Bestandteil des katholischen Religionsunterrichts. Wir haben im Erzbistum Köln eine andere Beobachtung gemacht, die uns dazu veranlasst hat, auf einen ganz anderen Punkt zu achten: Wir haben nämlich gesehen, wie wenig selbstverständlich unser christlicher Glaube und unser katholisches Verständnis von Kirche in der Gesellschaft überhaupt geworden sind. In den Klassen gibt es zwar Kinder, die noch in den Gottesdienst gehen.

Es gibt aber auch Kinder, die bei ihrer Taufe zuletzt in der Kirche waren. Bei denen gehört religiöses Leben gar nicht zur familiären Prägung dazu. Religion ist für sie eine Fremdsprache. Die sitzen dann im Religionsunterricht und die Lehrerin muss sich fragen, wie sie es schafft, diese Kinder für Gott und Religion hellhörig zu machen. Das ist unserer Meinung nach die große Herausforderung des Religionsunterrichts.

domradio.de: Könnte man denn diese Herausforderung nicht auch genauso gut in einem konfessionell-kooperativen Unterricht angehen?

Schwarz-Boenneke: Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht hat das gleiche Problem; das stimmt. Aber im konfessionell-kooperativen Rahmen wird man erst mal gucken müssen, wie das überhaupt gehen soll, wenn katholisch und evangelisch zusammenarbeiten.

Wie soll das ablaufen, wenn ein katholischer Lehrer evangelischen Kindern etwas über das Katholische beibringt, aber ihnen auch als Protestanten gerecht werden muss? Das wird die Lehrer beschäftigen. Wir sagen dagegen: Wir kümmern uns darum, auf die Wurzeln des Religionsunterrichts zu schauen und wie wir es schaffen, Glaube und Gott überhaupt wieder zum Thema zu machen.

domradio.de: Bleiben Sie denn im Gespräch mit den anderen Kirchen und Bistümern, um das Modellprojekt im Blick zu behalten?

Schwarz-Boenneke: Wir bleiben als gleichwertiger Partner in der nordrhein-westfälischen Steuerungsgruppe zwischen den katholischen und den evangelischen Partnern. Dort werden wir uns weiter einbringen und können insofern gut verfolgen, wie sich das Modellprojekt entwickelt.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke / © privat (privat)
Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke / © privat ( privat )
Quelle:
DR