Jose Cabrera hat den Tag kommen gesehen. Der Student an der katholischen Xavier-Universität in Cincinnati versuchte sich wie andere "Träumer" auf den Moment vorzubereiten, in dem US-Präsident Donald Trump sein Versprechen aus dem Wahlkampf umsetzen würde.
Als Justizminister Jeff Sessions am Dienstagmittag mit einem Lächeln das Ende des DACA-Programms verkündete, verspürte Jose aber dann doch einen Kloß im Hals. DACA ist ein Programm der US-Regierung zum Schutz junger Migranten, deren Eltern ohne Papiere eingereist waren.
Schock sitzt tief
"Ich war geschockt", sagte Cabrera dem "Global Sister Report". Denn schon bald könnte sich der junge Mann, der keine andere Heimat hat als die USA, im Visier der Einwanderungspolizei finden.
DACA-Begünstigte - auch Dreamer genannt - , deren Abschiebe-Schutz vor dem 5. März 2018 abläuft, dürfen sich bis zum 5. Oktober diesen Jahres noch einmal für eine zweijährige Verlängerung bewerben. Für alle anderen endet das Programm nach Auslaufen ihrer individuellen Zweijahresfrist. Danach droht ihnen die Ausweisung wie jedem anderen der rund elf Millionen nicht dokumentierten Einwandern in den USA.
Jose teilt das Schicksal der rund 800.000 registrierten "Dreamer", deren Leben über Nacht von Unsicherheit und Zukunftsangst bestimmt wird. Hinnehmen will er das nicht. "Wir machen dem Kongress jetzt Druck", verspricht er eine massive Mobilisierung.
Kongress als letzte Hoffnung
Der Kongress ist die letzte Hoffnung der "Dreamer". Die Abgeordneten haben nun sechs Monate Zeit, zu tun, wozu Trump nicht bereit ist: Den in den USA aufgewachsenen Kindern der umdokumentierten Einwanderer einen sicheren Status zu gewähren.
Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und die demokratische Oppositions-Führerin Nancy Pelosi - beide praktizierende Katholiken - gaben ihre Bereitschaft zu erkennen, den Dreamern zu helfen. Weithin herrscht Abscheu über den Umgang mit den Migranten-Kindern.
Kritik von Obama
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama brach sein selbstauferlegtes Schweigen und nannte die Entscheidung Trumps "grausam" und "selbstzerstörerisch". Sie sei politisch motiviert und habe eine moralische Dimension. "Es geht um unseren grundsätzlichen Anstand", schreibt Obama. "Wer sind wir als Volk und was wollen wir sein?"
Auf breite Ablehnung stößt Trumps Behandlung der Dreamer auch bei den Kirchen. Die katholische Bischofskonferenz der USA ließ es in ihrer Stellungnahme nicht an Deutlichkeit fehlen. "Nach Monaten der Angst und der Furcht um ihre Zukunft sehen sich diese mutigen jungen Menschen nun der Abschiebung ausgesetzt", heißt es in der vom Konferenzvorsitzenden, Kardinal Daniel N. DiNardo, und anderen Kirchenführern unterzeichneten Erklärung. "Diese Entscheidung ist unakzeptabel und reflektiert nicht, wer wir als Amerikaner sind".
Bischöfen liegt Thema am Herzen
Da einer von drei Katholiken in den USA hispanischer Abstammung ist, liegt den Bischöfen das Thema ganz besonders am Herzen. Der Erzbischof von Miami, Thomas Wenski, fragt, warum der Präsident jemanden wie den verurteilten Gesetzesbrecher, Sheriff Joe Arpaio, begnadige, aber kein Herz für unschuldige Menschen zeige, die ohne eigenes Zutun als Kinder in die USA kamen.
Die Chefin des "Catholic Legal Immigration Network", Jeanne Atkinson, nannte das Argument von Justizminister Jeff Sessions, wonach DACA ungesetzlich sei, "eine ungeprüfte persönliche Meinung". Aus dem lauten Chor der kirchlichen Kritiker ragen neben den Katholiken die Methodisten heraus, die Trumps Entscheidung als "gewissenlos" und "unmoralisch" bezeichneten.
Selbst Evangelikale, die der Präsident in einem Beraterkreis des Weißen Hauses versammelt hat, machen sich für die Betroffenen stark. Der Präsident der "National Hispanic Christian Leadership Conference", Samuel Rodriguez, setzt darauf, dass der Kongress das Richtige tut.
Das hofft St.-Xavier-Student Jose Cabrera auch, will es dabei aber nicht belassen. Wie viele Tausend Dreamer von Boston über New York und Washington bis hin nach Los Angeles machte er nach der Entscheidung Trumps seinem Unmut auf der Straße Luft. Zusammen mit anderen Betroffenen demonstrierte er vor dem Büro des republikanischen Senators Rob Portman.