"Die Ukraine hat das Recht auf eine Landeskirche", forderte er. Poroschenko äußerte sich am Donnerstag bei seiner jährlichen Ansprache vor dem Parlament in Kiew. Er habe das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, in einem Brief gebeten, die orthodoxe Kirche in der Ukraine als eigenständig (autokephal) anzuerkennen.
Orthodoxe Kirche in Ukraine bisher nicht anerkannt
Die politische Führung der Ukraine sei entschlossen, "dieses Problem zu lösen", das seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 auf der Tagesordnung stehe, so Poroschenko. Bartholomaios I. und die mehr als ein Dutzend orthodoxen Landeskirchen erkennen bislang nur die russisch-orthodoxe Kirche an, die in der Ukraine über zahlreiche Pfarreien verfügt.
Konstantinopel und die Weltorthodoxie lehnen hingegen mit Rücksicht auf Moskau das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat und andere unabhängige orthodoxen Kirchen in der Ukraine ab.
Keine Entstehung einer Staatskirche
"Der ukrainische Staat ist von der Kirche getrennt, aber er darf nicht passiv zuschauen, dass andere Staaten und andere Staatsorgane von ihnen abhängige kirchliche Institutionen nutzen, um ihre geopolitischen Ziele zu erreichen", sagte der Präsident mit Blick auf das Nachbarland Russland.
Die Anerkennung einer ukrainischen Landeskirche durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel bedeute keinesfalls die Entstehung einer Staatskirche oder das Verbot der Tätigkeit anderer orthodoxer Konfessionen. "Niemand ist berechtigt, die Ukrainer ihres Rechts auf eine eigene Kirche zu berauben", so Poroschenko.
Parlamentsantrag
Das ukrainische Parlament hatte im Juni 2016 mit 245 gegen 20 Stimmen an das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel appelliert, der orthodoxen Kirche in dem Land die Eigenständigkeit (Autokephalie) zu verleihen. Die Zuordnung der Metropolie von Kiew zum Moskauer Patriarchat im Jahr 1686 verstoße gegen kirchliche Bestimmungen und müsse daher für ungültig erklärt werden.
Die Initiatoren des Antrags warfen dem orthodoxen Moskauer Patriarchat vor, die "russische Aggression" in der Ostukraine zu unterstützen. Deshalb sei es unzumutbar, dass die ukrainisch-orthodoxe Kirche weiter Moskau unterstehe. Das Ökumenische Patriarchat prüft seither das Begehren und führt Gespräche mit Bischöfen und Politikern aus der Ukraine und Russland.