Darin habe man umfassend untersucht, ob es Gründe für sexuellen Missbrauch gibt, die im Gesamtsystem der katholischen Kirche weltweit begründet sind - also "systemische Ursachen", heißt es in der von der RMIT University in Melbourne veröffentlichten Mitteilung.
Zwei Gründe für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sehen die beiden Autoren Peter Wilkinson und Desmond Cahil im Zölibat und der großen Zahl der von der Kirche betriebenen Waisenhäuser. "Kinder (...) in Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen sind einem Risiko ausgesetzt, wenn psychosexuell unreife und/oder sexuell benachteiligte zölibatär Lebende, einschließlich Priester und Ordensleute, zu ihnen Zugang haben", heißt es in dem Bericht. Zudem weisen die Autoren auf eine niedrigere Zahl von Missbrauchsfällen in den katholischen Ostkirchen hin, in denen Priester heiraten dürfen.
Asien und Afrika - kaum öffentliche Debatte
Über die Gefahr von Missbrauch in Waisenhäusern heißt es: "Das Risiko, zum Opfer zu werden, ist in Wohnzusammenhängen am höchsten." Besonders in Ländern, in denen die Kirche nach wie vor viele Waisenhäuser betreibe, bestehe das Risiko weiter. Insgesamt unterhält die Kirche den Angaben zufolge weltweit 9.800 entsprechende Einrichtungen, 2.600 in Indien und 1.600 in Italien. Besorgt äußern sich die Autoren, beide ehemalige katholische Priester, auch zur Lage in Asien und Afrika. Dort sei den Kirchenvertretern das Problem zwar bewusst, aber es gebe kaum Öffentlichkeit für das Thema.
Für den 384 Seiten umfassenden Report analysierten die Autoren laut eigenen Angaben die Ergebnisse von Untersuchungskommissionen, polizeilichen Ermittlungen, kirchlichen Studien und wissenschaftlichen Forschungen aus Australien, Europa und den USA. In der Mitteilung der Universität heißt es, die Studie umreiße eine "Matrix von kulturellen, historischen, organisatorischen, sozialen, psychologischen und theologischen Faktoren", die ursächlich für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche seien.