Gut ein Dutzend Preise hat Kolumba schon erhalten. Die größte Bestätigung sind aber wohl die rund 60.000 Besucher, die jährlich zu den Ausstellungen kommen. Am Freitag wird das Kunstmuseum des Erzbistums Köln zehn Jahre alt. Von Anfang an ist es mit seiner Kombination aus Historie und Moderne in Konzept und Architektur deutlich aus dem Rahmen gefallen.
Mitten im Herzen von Köln steht das helle Backsteingebäude, in dessen Fassade sich Reste der kriegszerstörten Kirche Sankt Kolumba abzeichnen. Der Bau stammt von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor; Impuls- und Auftraggeber war der kürzlich verstorbene Kardinal Joachim Meisner. Das Besondere: Zumthor hat die auf dem Grundstück befindliche archäologische Grabungsfläche, die Ruine der gotischen Kolumba-Kirche und die von Gottfried Böhm 1949/50 erbaute Kapelle "Madonna in den Trümmern" in das moderne Museum integriert.
"Den Gefühlen folgen"
Im Innern öffnen sich inklusive Foyer und Garten 22 schlicht gestaltete Räume, sparsam bestückt mit Kunstwerken von der Antike bis zur Gegenwart. Einen Dauerplatz haben etwa die "Madonna mit dem Veilchen" von Stefan Lochner, ein romanisches Elfenbein-Kruzifix und die Blattgold-Wand "Bürgerliche Tragödie" von Jannis Kounellis von 1975. Beschriftungsschilder sind auf den 1.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche bewusst weggelassen.
"Der Besucher soll seinen Gefühlen und Imaginationen folgen", war schon das Credo von Kolumba-Gründungsdirektor Joachim Plotzek. Und auch sein Nachfolger seit 2008, Stefan Kraus, erläutert, es gehe nicht wie in den meisten Museen um Informationen über Kunst, "sondern um deren Aura".
Existenzielle Fragen bestimmend
So gestalteten Kraus und die drei weiteren Kuratoren bislang zehn Jahresausstellungen und 30 ergänzende Präsentationen. Dabei seien nicht Kunstsparten bestimmend, sondern existenzielle, übergreifende Fragen, so der Direktor. Thematisiert wurden etwa "Freude und Hoffnung", das "Individuum", Formen des Erzählens und die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung. Die Ausstellungen werden meist aus der Sammlung gestaltet, die mehrere 10.000 Objekte umfasst.
"Sehr schöne Erfolgsgeschichte"
Das Konzept scheint aufzugehen: Kuratorin Barbara von Flüe bilanziert zehn Jahre Kolumba als "sehr schöne Erfolgsgeschichte". International sei das Museum fast noch bekannter als innerhalb Deutschlands. Die kirchliche Trägerschaft verleihe dem Team sogar eine größere Sicherheit; es gebe keine Einmischung seitens der Auftraggeber, sagt von Flüe. "Wir können sehr autonom arbeiten. Für unser Konzept und Fachwissen erfahren wir großen Respekt vom Erzbistum."
Das zeigte sich schon in den gut 15 Jahren zwischen Idee und Vollendung von Kolumba. So sprach Meisner beim Richtfest 2006 von einem "Mikrokosmos 2.000-jähriger abendländischer Kulturgeschichte", von dessen geistlicher Ausstrahlung er überzeugt sei. Und dass Kardinal Rainer Maria Woelki seine erste Pressekonferenz als neu ernannter Kölner Erzbischof im Juli 2014 in Kolumba gehalten hat, nennt Kuratorin von Flüe ein "starkes Statement" für das Kunstmuseum.
"Museum des Jahres 2013"
Kolumba ist einfach ein anziehender Ort. In der Kapelle im Erdgeschoss finden regelmäßig Gottesdienste statt. Der Garten ist ein beliebter Platz zum Innehalten inmitten der Stadt. Dank Zumthors Lichtkonzept und der Kombination aus Grau-, Beige-, Braun- und Rottönen strahlt das Haus Ruhe und Heiterkeit aus. Sorge bereitet dem Team aber Feuchtigkeit im Mauerwerk, weshalb seit Monaten die Westfassade eingerüstet ist. Die Verantwortlichen hoffen, dass die Ursachensuche bald Erfolg hat.
Besonders stolz ist das Haus auf den Titel "Museum des Jahres 2013" der Deutschen Sektion des Internationalen Verbandes der Kunstkritiker (AICA). Kürzlich wurde Direktor Kraus der Friedlieb Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung zuerkannt. Zum zehnten Geburtstag des Museums ist ab Freitag die elfte Jahresausstellung des Hauses, "Pax de Deux" zu sehen.