epd: Was bedeutet der vor allem in Ostdeutschland enorme Zulauf zur AfD für die Gesellschaft und für die Demokratie?
Markus Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz): Das Wahlergebnis der AfD hat mich nicht überrascht. Die Umfragen haben dies erwarten lassen. Wer sich wie ich seit zwei Jahren an der öffentlichen Diskussion um den Rechtspopulismus beteiligt und viele Briefe und Mails von AfD-Sympathisanten bekommt, weiß, mit welch schlichter Argumentation, Verkürzung von komplexen Zusammenhängen oder Tatsachenverdrehungen argumentiert wird, wenn etwa der Ruf der Bürgerrechtsbewegung der DDR "Wir sind das Volk" heute gegen die Institutionen unserer freiheitlichen Demokratie gerichtet wird.
epd: Wie sollte die Auseinandersetzung der anderen Parteien mit der AfD im Bundestag konkret aussehen?
Dröge: Ich wünsche mir, dass die Fraktionen im neuen Bundestag sich hart und fair mit den Positionen der Rechtspopulisten auseinandersetzen. In den Länderparlamenten konnte ich bisher nicht erkennen, dass die AfD-Abgeordneten an sachlichen Auseinandersetzungen und konstruktiven Lösungen interessiert sind.
epd: In welcher Weise sind Kirchengemeinden in dieser neuen Situation besonders herausgefordert?
Dröge: Aufgabe der Kirchengemeinden ist es, Menschen das Evangelium zu verkündigen und zu vermitteln, dass die Liebe zu Gott und unserem Mitmenschen, egal welchen Pass, welche Hautfarbe oder Religion er hat, nicht voneinander zu trennen ist. Als evangelische Kirche werden wir uns deutlich mit den Positionen der AfD auseinandersetzen. Wir werden aber auch intensiv das Gespräch mit denjenigen suchen, deren Ängste so groß sind, dass sie für die scheinbar so einfachen Lösungen, die die AfD auf sehr komplexe Fragen zu haben vorgibt, ansprechbar sind.