ZdK-Präsident für Miteinander von Christen und Muslimen

Dialog und Verantwortung

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, wirbt für eine stärkere Zusammenarbeit von Christen und Muslimen. Zudem appelliert er an die Politiker, ihre demokratische Verantwortung wahrzunehmen.

Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Fromme Muslime seien am besten geeignet, den Dialog mit denen zu führen, die den Islam für Gewalt, Fundamentalismus und Islamismus missbrauchen wollten, sagte der Präsident des Zentralkomitess der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Taufe und Mission heute" im Rahmen der Ausstellung "Die Macht des Wassers" im Stadtmuseum Münster.

"Bei gemeinsamen Erklärungen zur Sterbebegleitung oder zur Friedensarbeit oder in vielen anderen Bereichen könnten wir als religiöse Menschen zusammen auftreten", betonte Sternberg am Mittwochabend in Münster.

Notlagen von Asylbewerbern nicht ausnutzen

Mit Blick auf die mancherorts steigende Zahl der Taufen von Geflüchteten warnte Sternberg davor, Notlagen von Asylbewerbern auszunutzen. "Das wäre falsch und unchristlich." Die entscheidende Frage sei, wie man den Wunsch eines Flüchtlings nach Übertritt zum Christentum beurteilen könne. "Wir haben nicht die Aufgabe, Menschen davon abzuhalten, Christ werden zu wollen", erklärte Sternberg. "Sie haben das Recht, ihre Religion und ihre Weltanschauung frei zu wählen, und wir haben diese freie Entscheidung zu akzeptieren."

Allerdings müsse der Konversion eine eingehende Vorbereitung vorausgehen, forderte Sternberg.

Verbindender Missionsauftrag

Der islamische Theologe Milad Karimi gab zu bedenken, dass der Begriff "Mission" für die meisten Muslime aufgrund der Verbindung zur Kolonialzeit negativ besetzt sei. Es gebe aber längst einen Missionsauftrag, der Muslime und Christen verbinde. "Es ist an der Zeit, gemeinsam Mission zu betreiben und sich zu fragen, was wir in dieser Welt gemeinsam erreichen wollen", so der Münsteraner Theologe.

Dabei müsse die unterschiedliche Botschaft der beiden Religionen bewahrt werden.

"Begriff 'Mission' ist nicht zu retten"

Grundsätzliche Einwände gegen jede Form der Mission erhob der evangelische Theologe Perry Schmidt-Leukel. "Gott ist der Gott aller Menschen und nicht der Stammesgott der Christen", so der Münsteraner Wissenschaftler. "Der Begriff 'Mission' ist nicht zu retten, weil er als Bedrohung empfunden wird." Hilfestellung für Geflüchtete mit Hintergedanken der Bekehrung zu verbinden sei falsch. "Dagegen sage ich: Praktiziert es doch als Muslim, was ihr als Gutes erkannt habt!", so der Theologe.

"Man kann Christus auch als Muslim nachfolgen." Die Gottesbeziehung sei nicht an eine Religionsgemeinschaft gebunden.

Wege zu einer stabilen Politik suchen

Weiterhin ruft Sternberg, die "Parteien der Mitte" dazu auf, ihrer demokratischen Verantwortung gerecht zu werden. Sie müssten "sehr ernsthaft nach Wegen zu einer stabilen Regierungsmehrheit suchen", betonte Sternberg am Donnerstag in Bonn. Namentlich nannte er die Unionsparteien, SPD, FDP und Grüne. "Sie tragen hier eine gemeinsame staatspolitische Verantwortung."

Das Ergebnis der Bundestagswahlen habe das oberste katholische Laiengremium "sehr nachdenklich gemacht", sagte Sternberg weiter.

Weniger Aufmerksamkeit auf AfD

"Der hohe Stimmanteil der rechtspopulistischen AfD bringt eine Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierungspolitik, aber auch mit der etablierten politischen Kultur zum Ausdruck." Dies dürfe niemanden unberührt lassen, "auch wenn wir die Prämissen und die politischen Rezepte der sogenannten Alternative für Deutschland für abwegig und gefährlich halten".

Zugleich gelte es, die politische Aufmerksamkeit weniger auf die AfD auszurichten "als auf die tatsächlichen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und die Lösung von Problemen", ergänzte Sternberg.

Konkrete Ziele avisieren

Als konkrete Punkte nannte er die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens, Schritte gegen die Altersarmut, ein familiengerechteres Rentensystem sowie den Familiennachzug für Geflüchtete mit subsidiärem Schutz.


Quelle:
KNA
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