domradio.de: Auch Sie als Dirigent tauschen den Taktstock gegen Laufschuhe ein und laufen in einer Staffel mit - wie viele Kilometer trauen Sie sich denn zu?
Prof. Eberhard Metternich (Kölner Domkapellmeister): In diesem Jahr habe ich die kleinste Etappe. Der Marathon ist ein bisschen seltsam aufgeteilt. Das heißt, es gibt zwei Etappen, die über zwölf Kilometer sind, eine über elf und eine über sechs Kilometer - und die laufe ich.
domradio.de: Als Domkapellmeister sind Sie der Chef der Musik am Kölner Dom. Ist Laufen für Sie ein Ausgleich zur musikalischen Arbeit?
Metternich: Inzwischen ja. Ich muss bekennen, dass ich früher ein Gegner des Laufens war. Ich habe das als Student mal probiert, aber konnte mich nicht so recht damit anfreunden. Aber als mein Chor, also die Sängerinnen und Sänger vom Vokalensemble gesagt haben, wir würden gerne mal am Staffelmarathon teilnehmen - einige von ihnen laufen auch selber -, habe ich mich anstecken lassen und habe es selbst noch einmal ausprobiert. Mit kleinen technischen Hilfsmitteln wir Running-Apps macht das auch mehr Spaß.
domradio.de: Für manche Läufer ist Joggen eine Art Meditation und bestens dafür geeignet, den Kopf frei zu kriegen. Wie ist das bei Ihnen?
Metternich: Das ist auch bei mir so. Meine bevorzugte Zeit zum Laufen ist bei Sonnenaufgang, morgens früh. Da ist es herrlich, noch ohne den Stress des Tages erst einmal an die frische Luft und auf andere Gedanken zu kommen.
domradio.de: Ein Chor muss vor allem gut singen können, ist Ihr Chor mit so vielen Marathon-Läufern eigentlich besonders sportlich?
Metternich: Ich sag mal, die sind sehr flexibel! Es gibt viele, die laufen mit der Staffel, aber beim nächsten Mal auch Halbmarathon oder einen richtigen Marathon. Also, es gibt viele sportliche Sängerinnen und Sänger unter uns.
domradio.de: Gibt es da auch einen Zusammenhang? Als Sänger muss man sich den Atem gut einteilen - hilft dieses Training auch beim Marathon-Laufen?
Metternich: Ja, das hilft. Aber da sehen wir keinen so wesentlichen Zusammenhang. Es geht mehr um den Spaß und den Teamgeist. Der Teamgeist in einem Chor ist sehr wichtig. Bei uns lebt er nicht nur in der Musik, sondern vielfach außerhalb der Musik.
domradio.de: Sie haben gerade schon verraten, dass es nicht der erste Marathon ist, bei dem Sie mitmachen. Was ist das denn für ein Gefühl, wenn man läuft, die Massen von Menschen am Rand stehen und es ja um etwas geht?
Metternich: Das eine ist das gemeinsame Laufen, denn wir gehen nie mit nur einer Staffel an den Start, sondern mit zwei oder drei, sodass wir immer zu zweit oder zu dritt laufen. Das andere ist, durch Köln zu laufen und so viel Anfeuern zu erleben - wenn man dann noch Glück mit dem Wetter hat - ist es wirklich traumhaft!
domradio.de: Haben Sie sich persönlich eine bestimmte Zeit zum Ziel gesetzt?
Metternich: Ich laufe mit jemandem mit, der dieses Mal, glaube ich, zum ersten Mal dabei ist. Deswegen kann ich mir keine Ambitionen vornehmen. Es geht mehr um das Dabeisein. Ich bin auch kein schneller Läufer, aber ich habe einigermaßen Ausdauer, sodass ich nicht auf Zeit laufe, sondern es mir ums Ankommen geht, damit die Staffel nicht durch mich ausscheidet.
Das Interview führte Hilde Regeniter.