Die Stimmung im Münchner missio-Haus an diesem Mittwoch ist von afrikanischer Heiterkeit geprägt. Trommeln geben den Rhythmus der Musik für den Gottesdienst vor, und auch Bischof Joachim Ouedraogo ist so manchem Späßchen in der Predigt nicht abgeneigt. Er und sein Bischofskollege Modeste Kambou sowie zwei weitere Ordensmänner aus Burkina Faso sind zu Gast beim katholischen Hilfswerk missio München. Anlass ist der Auftakt zum Monat der Weltmission, der dieses Jahr unter dem Motto "Du führst mich hinaus ins Weite" steht.
Stabilitätsanker in Afrika
Die Weltkirche ist wieder einmal zu Gast in Bayern und Speyer. Vier Wochen lang werden die geistlichen Herrn und mit Cecile Beloum auch eine ehemalige Ministerin des Landes bei Veranstaltungen über ihre Heimat erzählen. Und sie können stolz sein, was sich dort in den vergangenen Jahren entwickelt hat.
Selbst Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fand im März bei einem Besuch nur lobende Worte über Burkina Faso. "Das Land ist ein Stabilitätsanker." Deshalb dürfe man nicht zulassen, dass dort terroristische Gruppen aus Mali einfielen.
Einfluss der katholischen Kirche
Dass nach den Krisenzeiten wieder Ruhe eingekehrt ist, daran hat die katholische Kirche wesentlich Anteil. Sie vermittelte zwischen den Parteien und half mit, dass im November 2015 freie Wahlen stattfinden konnten, nur wenige Monate nach einem gescheiterten Putschversuch des Militärs. Inzwischen ist in Roch Marc Christian Kabore sogar ein Katholik Präsident, und das in einem Land von 18 Millionen Einwohnern, in dem 55 Prozent Muslime sind. Der Anteil der Katholiken beträgt gerade einmal 15 Prozent, weitere 30 Prozent sind Anhänger indigener Religionen.
"Der Zug ist jetzt auf dem richtigen Gleis, auch wenn es gelegentlich noch einige Turbulenzen gibt", sagt Kardinal Philippe Ouedraogo, der Erzbischof von Ouagadougou. Sein Bischofskollege Joachim Ouedraogo - der Familienname ist in Burkina Faso so häufig wie in Deutschland Müller oder Huber - in der Diözese Koudougou setzt, um Frieden zu bewahren, vor allem auf den interreligiösen Dialog. Sich gegenseitig wertschätzen, sich besuchen und im Gespräch bleiben, das hat bisher durch die guten und schlechten Zeiten getragen. Wird ein neuer Imam eingeführt, ist ein Empfang im Bischofshaus selbstverständlich.
Toleranzmodell
"Unser Land ist ein Modell für den Dialog und die Toleranz zwischen den Religionen", so Bischof Joachim. Selbst in seiner Familie sind viele unterschiedliche Glaubensrichtungen vertreten, auch gemischte Ehen. So kann es passieren, dass ein Katholik eine Muslimin heiratet und der Sohn dann wiederum als katholischer Christ aufwächst. Doch das Toleranzmodell wird immer wieder vor allem an den Rändern erschüttert, denn Extremisten gibt es nun einmal in jeder Religion.
Auch manche junge Leute, die zum Studium nach Libyen oder Saudi-Arabien gehen, werden zu einem Risikofaktor, weil sie oft mit einem radikaleren islamischen Glauben zurückkehren.
Zu den Projekten, die missio München unterstützt, gehören deshalb bewusst solche, die den Frieden zwischen den Religionen weiter fördern. Dazu kommen weitere, die benachteiligten Kindern den Schulbesuch ermöglichen, aber auch Hilfen für Opfer von Prostitution und Gewalt. Den Frauenrechten hat sich ganz besonders die ehemalige Ministerin Beloum verschrieben. Sie setzt sich in der Diözese Ouahigouya gegen Zwangsverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung ein. Dabei weiß sie die Bischöfe auf ihrer Seite.
Auch in seiner Predigt erinnert Bischof Joachim an jene Frauen und Mädchen, die ausgebeutet und zu Lustobjekten degradiert werden. Dabei seien es doch die Frauen, die gerade mit der Erziehung der Kinder die Gesellschaft veränderten. Soviel Frauenpathos von einem Kirchenmann hört man selten. Aber immerhin bedeutet Burkina Faso ja übersetzt "Land der aufrichtigen Menschen".