Von den 3.000 Anhängern gelten nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden 780 als gewaltorientiert. 240 dieser Personen sind als sogenannte "Gefährder" eingestuft, denen auch Anschläge zugetraut werden. Es sei besonders bedrückend, dass der salafistischen Szene an Rhein und Ruhr zwischenzeitlich 450 Frauen und fast hundert Minderjährige angehörten, erklärte Reul. Seit 2012 sind den Angaben zufolge aus NRW 250 Salafisten in Kriegsgebiete ausgereist, davon 70 Frauen. Bei einer Rückkehr sei dieser Personenkreis vielfach "hoch traumatisiert und radikalisiert", so Reul.
Internet zur Rekrutierung benutzt
Aufgrund ihrer verstärkten Beobachtung hätten die Salafisten, die nicht zentral organisiert sind, ihre Radikalisierung aus dem öffentlichen Raum zunehmend in Privaträume, abgeschottete Online-Foren und verschlüsselte Messenger-Dienste verlagert. Die der Ideologie verbundene Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) nutze vorwiegend das Internet, um ihre dschihadistische Propaganda zu verbreiten und potenzielle Attentäter anzuwerben. Nach den Feststellungen der Sicherheitsbehörden müsse in Deutschland jederzeit mit dschihadistischen Anschlägen gerechnet werden, sagte der Innenminister.
Radikale handeln oft ohne Wissen der Moscheegemeinden
Im vergangenen Jahr haben die Sicherheitsbehörden in NRW laut offiziellen Angaben aus der Bevölkerung etwa 2.000 Hinweise auf salafistische Aktivitäten erreicht. Im Jahr 2013 hatte es lediglich 700 solcher Anzeigen gegeben. Von den landesweit 850 Moscheen stehen derzeit wegen islamistischer Aktivitäten 90 Gebetshäuser im Visier des Verfassungsschutzes. Oftmals handelten die Radikalen ohne Wissen und Wollen der örtlichen Moscheegemeinden, betonte der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier. Vor einem Jahr waren in NRW lediglich 30 Moscheen vom Verfassungsschutz beobachtet worden.