Rund 140 davon seien abgerissen worden, die anderen seien verkauft worden oder würden anderweitig kirchlich genutzt. An der Umfrage des Internetportals katholisch.de hätten sich 25 der 27 Bistümer beteiligt, zwei hätten keine konkreten Angaben gemacht.
Ungleiche Verteilung
Die Zahlen, so das Portal weiter, seien dabei sehr ungleich verteilt: Im Bistum Mainz und in einigen süddeutschen Bistümern seien keine Kirchen geschlossen oder abgerissen worden. Alleine im Bistum Essen dagegen seien 105 Kirchen geschlossen worden - davon 52 profaniert, also entweiht, und 31 abgerissen. Im Bistum Münster seien 55 Gotteshäuser profaniert und 24 abgerissen worden.
Der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards rief die Verantwortlichen zum Umdenken auf, bevor es dafür zu spät sei: "Wir stehen in dieser Entwicklung auch erst am Anfang", betonte Gerhards: "Wenn sich kein Umdenken einstellt, ist für die kommenden Jahre ein starker Anstieg von Abrissen absehbar."
Nach Ansicht von Gerhards, der sich seit den 1990er Jahren mit dem Thema Kirchenschließungen beschäftigt, werden viele Gotteshäuser voreilig aufgegeben. Einer der größten "Denkfehler" sei, dass man "die Kirchenzahl auf die Priesterzahl umrechnet". Doch gebe es ein großes Spektrum an Gottesdiensten und gottesdienstnahen Formen, die auch von Laien geleitet werden könnten: "Sie brauchen dafür ebenfalls einen angemessenen Ort; also geht die Priester-Kirchen-Rechnung nicht auf."
Immateriellen Wert schätzen lernen
Fehleinschätzungen, so Gerhards weiter, gebe es auch häufig, wenn der "Wert" einer Kirche errechnet wird. Dabei werde oft der "immaterielle Wert" zu wenig beachtet, etwa die emotionale Bedeutung für die Menschen vor Ort. Kirchen seien stadtteilprägend und identitätsstiftend. Daher schätzten "nicht nur Gläubige, sondern auch Menschen, die der Kirche fernstehen", das Gotteshaus in ihrem Ortsteil.
Sinnvolle Möglichkeiten der Umnutzung gibt es laut Gerhards viele, insbesondere im Bereich Kunst und Kultur oder in Kooperation mit karitativen Einrichtungen: "Da ergeben sich häufig Kooperationsmöglichkeiten, die auch zur langfristigen Finanzierung des Gebäudes beitragen." Dabei sei immer eine Teilumnutzung vorzuziehen, bei der zumindest ein Teil der Kirche auch noch für Gottesdienste genutzt werde.