Caritas kritisiert Entgleisungen österreichischer Politiker

Schmutziger Wahlkampf

Am kommenden Sonntag wählen die Österreicher ein neues Parlament; die Skandale mehren sich. Die Caritas sorgt sich um die Demokratie.

Wahlkampf in Österreich 2017: Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, vor einem Wahlplakat  / © Roland Schlager (dpa)
Wahlkampf in Österreich 2017: Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, vor einem Wahlplakat / © Roland Schlager ( dpa )

Die Caritas in Österreich sorgt sich angesichts immer neuer Skandale während des Wahlkampfs in der Alpenrepublik um die Zukunft des Landes. "Wenn das so weitergeht, befürchte ich einen echten Schaden für unsere Demokratie", sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Wochenende der "Kronen Zeitung".

Es gehe "um Grundhaltungen wie Zusammenhalt, Respekt, Ehrlichkeit und ein Mindestmaß an Anstand", so Landau weiter. "Wer mit Schmutz um sich wirft, dessen Hände werden schmutzig bleiben."

Der wohl schmutzigste Wahlkampf der Geschichte

Schon jetzt gilt der Wahlkampf als der wohl schmutzigste in der Geschichte des Landes. Neben Verunglimpfungen vor allem des Kanzlerkandidaten der konservativen ÖVP, Sebastian Kurz, sowie rassistischen und antisemitischen Postings in den Sozialen Netzwerken überschattet eine Affäre um Tal Silberstein die politische Debatte.

Der israelische Politikberater, ein Spezialist für das sogenannte Dirty Campaigning, stand in Diensten der sozialdemokratischen SPÖ des amtierenden Bundeskanzlers Christian Kern und wurde Mitte August in Israel wegen Verdachts auf Geldwäsche, Untreue und Behinderung der Justiz festgenommen.

Politologe: Rechte Partei habe fortwährende Entgleisungen gefördert

Der Wiener Politologe Hubert Sickinger begründete die fortwährenden Entgleisungen im Wahlkampf unlängst in der "Süddeutschen Zeitung" mit dem Aufstieg der rechten FPÖ. Deren Frontmann Jörg Haider habe die Diskussionskultur entscheidend verändert. "Haider hat 'Wir gegen die da oben' und die Anti-Ausländer-Politik institutionalisiert", erläuterte Sickinger.

Seither seien diese Themen und die "schrille Rhetorik" auf der österreichischen Agenda. "Das ist ganz anders als in Deutschland, wo Populismus im Wahlkampf ein eher neues Phänomen ist."

Hinzu komme, dass nach der extrem langen Bundespräsidentenwahl 2016 ein zweiter "Monsterwahlkampf" das Klima vergifte. "Kein Wunder, dass in Österreich langsam alle irre werden."


Quelle:
KNA