"Vielleicht noch dringender als andernorts" werde in Berlin eine Theologie benötigt, die nicht nur aus den klassischen "theologischen Erkenntnisorten wie Schrift, Tradition, kirchlicher Lehre" schöpfe, sondern auch die "Zeichen der Zeit" als qualifizierte Orte der Theologie wahrnehme, sagte Koch am Donnerstag in Wittenberg.
Gemeinsame Erforschung, was Glaube bedeutet
Der Berliner Erzbischof äußerte die Überzeugung, "dass gerade im Kontext einer globalen Metropole wie Berlin, die gleichermaßen religionslos wie religionsplural ist, die evangelische, die katholische und möglichst auch die orthodoxe Theologie gemeinsam eine öffentlich deutlicher als bisher wahrnehmbare intellektuelle Stimme des Christentums bilden sollten".
Zusammen mit der jüdischen und islamischen Theologie könnten sie dann "in welchem institutionellen Rahmen auch immer" gemeinsam erforschen, "was es bedeutet, unter den Bedingungen dieses Ortes und dieser Zeit an den einen Gott zu glauben, den alle beteiligten Konfessionen und Religionen in je verschiedener Weise als Schöpfer, Erlöser, Offenbarer und Vollender bekennen".
Universität als Ort der Theologie
Koch äußerte sich zum Abschluss einer Konferenz, die im Rahmen des Reformationsjubiläums vom Evangelisch-Theologischen Fakultätentag, der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerichtet wurde. In Berlin wird derzeit über die Gründung eines Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität beraten.
In diesem Zusammenhang soll auch das bisher an der Freien Universität angesiedelte Fach Katholische Theologie verstärkt und an die Humboldt-Universität verlagert werden.
Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, warb bei der Konferenz für die öffentliche Universität als Ort der Theologie. Es habe "nicht nur aus der Sicht von Staat und Gesellschaft eine hohe Plausibilität", dass Theologie Teil des öffentlichen Bildungsauftrags sei und deswegen an öffentlichen Universitäten gelehrt werde.
Religionsunterricht und Lehrstühle vermitteln Werte
Auch für die Theologie selbst sei das dadurch geförderte Gespräch mit den Wissenschaften und der damit einhergehende Dialog mit der Gesellschaft von zentraler Bedeutung. "Religionsunterricht an öffentlichen Schulen und öffentlich finanzierte Lehrstühle für christliche, jüdische und islamische Theologie sind genau die richtige Antwort auf die Frage, woraus die Werte einer Gesellschaft sich erneuern können", sagte der bayerische Landesbischof.