ÖVP wohl Gewinner der Wahl in Österreich

Rechtsruck deutet sich an

Der Wahlkampf in Österreich war zuletzt extrem schmutzig: Vorwürfe, Entgleisungen und eine Schmutzkampagne. Jetzt hat der Wähler entschieden - offenbar für ÖVP und FPÖ. Die sozialdemokratische SPÖ gehört wohl zu den Verlierern.

Hinweistafel zu einem Wahllokal in Österreich / © Barbara Gindl (dpa)
Hinweistafel zu einem Wahllokal in Österreich / © Barbara Gindl ( dpa )

"Ich wünsche mir, dass man kämpft, aber fair kämpft." So schrieb der Wiener Kardinal Christoph Schönborn im Juli in Österreichs reichweitenstärkster Gratiszeitung. Und Caritas-Präsident Michael Landau brachte die Stimmung zuletzt auf den Punkt. Ob der heftigen Verbalattacken warnte er vor einem Schaden für die Demokratie und mahnte: "Wer mit Schmutz wirft, dessen Hände werden schmutzig bleiben." An diesem Sonntag hat nun der Wähler gesprochen.

Demnach bahnt sich bei der Wahl in Österreich ein Rechtsruck an. Nach ersten Hochrechnungen liegt die konservative ÖVP mit Spitzenkandidat Sebastian Kurz vorne. Die ÖVP kann demnach mit 31,5 Prozent rechnen, ein Plus von mehr als 7 Prozentpunkten gegenüber 2013.

Die sozialdemokratische SPÖ unter Kanzler Christan Kern liegt laut Hochrechnung auf Platz zwei. Sie erreicht 27,1 Prozent (2013: 26,8 Prozent). Die FPÖ legt deutlich zu und kommt laut Hochrechnung auf 25,9 Prozent (2013: 20,5 Prozent). Die Schwankungsbreite beträgt 2,1 Prozentpunkte. Wahlforscher gehen davon aus, dass sich diese Reihenfolge nicht mehr ändert.

Kurz war als Favorit gehandelt worden

Aufgrund der Umfragen war der 31-jährige Außenminister Kurz seit Monaten als Favorit gehandelt worden. Er steht für einen strengen Migrationskurs und will die illegale Zuwanderung auf Null begrenzen.

FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache hatte sich im Wahlkampf dafür ausgesprochen, dass Österreich Teil der Visegrad-Staaten (Polen, Ungarn, Slowakei, Tschechien) wird, die für eine restriktive Flüchtlingspolitik und das Pochen auf nationalen Interessen stehen.

Nach ihrem Rekordergebnis von 12,4 Prozent vor vier Jahren stürzen die Grünen diesmal in der Gunst der Wähler ab und haben gar eine Zitterpartie vor sich. Sie erreichen nur noch 3,9 Prozent und würden damit die Vier-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament verpassen. Die liberalen Neos liegen stabil bei 5,1 Prozent. Die Liste des Grünen-Abtrünnigen Peter Pilz kann laut Hochrechnungen 4,4 Prozent erwarten.

Nach dem Bruch der völlig zerstrittenen Koalition aus SPÖ und ÖVP im Mai waren die vorzeitigen Wahlen nötig geworden. Regulärer Wahltermin wäre erst in einem Jahr gewesen.

Schmutzkampagne im Wahlkampf

Der Wahlkampf war zuletzt von einer Schmutzkampagne aus den Reihen der SPÖ geprägt worden. Angeblich ohne Wissen der Parteiführung hatte ein international bekannter Spezialist für "Dirty Campaigning" zwei Fake-Facebook-Seiten organisiert, die mit ihren teils rassistischen und antisemitischen Inhalten dem ÖVP-Spitzenkandidaten Kurz schaden sollten. Die SPÖ hat ihrerseits den Verdacht, die ÖVP habe mit Bestechung versucht, an parteiinterne Dokumente zu kommen. Beide Parteien haben sich gegenseitig angezeigt.

Information: Stand der Hochrechnung vom 15.10.2017 um 18:40 Uhr.


Quelle:
dpa , KNA