Juden und Christen erinnern in Rom an Deportation 1943

"Traurige Tatsache"

Mit einem Schweigemarsch und einem Gebetsgedenken haben Juden und Christen in Rom an die antijüdische Razzia durch die deutsche Besatzung am 16. Oktober 1943 erinnert.

Stacheldrahtzaun vor den Gebäuden des ehemaligen Konzentrationslagers und der heutigen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau  / © Nancy Wiechec (KNA)
Stacheldrahtzaun vor den Gebäuden des ehemaligen Konzentrationslagers und der heutigen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Nancy Wiechec ( KNA )

Am Montag zogen Mitglieder und Repräsentanten der jüdischen Gemeinde und des Bistums, auch in Rom lebende Deutsche, vom Petersplatz zum früheren Ausbildungssitz des italischen Militärs im Palazzo Salviati. Dort waren die rund 1.260 festgenommenen Juden bis zu ihrer Deportation in NS-Konzentrationslager interniert.

Versagen der Kirche in der Verfolgung

Filippo Morlacchi, Verantwortlicher für Schulseelsorge und Religionsunterricht im Bistum Rom, bekannte ein Versagen der Kirche angesichts der damaligen Verfolgung. Es sei eine "traurige Tatsache", dass die christliche Gemeinde in Rom damals nicht die Stimme zum Protest erhoben habe. Christen seien nicht oder nicht ausreichend ihrem Auftrag zum Zeugnis nachgekommen, indem sie ihre Brüder im Glauben im Stich gelassen hätten.

Morlacchi nannte den mangelnden christlichen Widerstand gegen die Judenverfolgung eine Folge der "Ablösungstheologie", nach der das Christentum das Volk Israel als Adressat der Verheißungen Gottes ersetzt habe. Von dieser theologischen Sichtweise habe sich die katholische Kirche inzwischen distanziert.


Quelle:
KNA