Der Pontifex äußerte sich vor Teilnehmern einer Völkerrechtws-Tagung. Dies gelte vor allem für das Zweite Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen von 1977, das bewaffnete Konflikte mit nichtstaatlichen Streitkräften behandelt. Der Heilige Stuhl habe das Protokoll ratifiziert, betrachte es aber als offen für Entwicklungen.
Der Papst verwies auf jüngere Kriegsgräuel in unterschiedlichen Regionen der Welt, in denen Vergehen "unter Missachtung jeder elementaren Rücksicht auf Menschlichkeit" begangen würden. Die Bilder von verstümmelten oder enthaupteten Menschen, Gefolterten, Gekreuzigten, lebendig Verbrannten und geschändeten Leichen stellten eine Anfrage an das Gewissen der Menschheit. Weiter erinnerte er an die Zerstörung antiker Kulturstätten sowie gezielte Angriffe auf Krankenhäuser, Schulen und religiöse Kultorte, oft auch während religiöser Veranstaltungen.
Freiraum für Hilfsorganisationen
Für Hilfsorganisationen verlangte er die Möglichkeit, "stets nach den Grundsätzen der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit" handeln zu können. Diese Prinzipien hätten gleichermaßen in das Gewissen der Kämpfer und der humanitären Helfer einzugehen. Wo das Völkerrecht Schwachstellen aufweise, müssten die Akteure in individuellen Gewissensentscheidungen "die moralische Pflicht erkennen, die Menschenwürde unter allen Umständen zu achten und zu schützen".
Dazu sei das Gebet wichtig. Daher sei für Kämpfer und humanitäre Helfer neben fachlicher und rechtlicher Ausbildung auch eine geistliche Begleitung sicherzustellen, so der Papst.
Franziskus äußerte sich im Vatikan vor rund 250 Teilnehmern einer Konferenz zum humanitären Völkerrecht, die am Freitag und Samstag am Ausbildungszentrum der Carabinieri in Rom tagte. Unter ihnen waren Generalstabschef Claudio Graziano, Verteidigungsministerin Roberta Pinotti und Außenminister Angelino Alfano. Als Redner wirkten laut dem Verteidigungsministerium auch der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe Christos Stylianides, der Südeuropa-Repräsentant des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR Stephane Jaquemet und der UNO-Sondergesandte für Syrien Staffan de Mistura mit.