Theologe verteidigt Initiative "Pro Pope Francis"

"Keine Abstimmung über den Papst"

Sie wollen der aufkeimenden Kritik an Papst Franziskus etwas entgegensetzen. Mit der Initiative "Pro Pope Francis" geht der Wiener katholische Theologe Paul Zulehner als Mitinitiator seit Mitte Oktober einen neuen Weg - und verteidigt diesen jetzt.

Papst Franziskus: Daumen hoch / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus: Daumen hoch / © Paul Haring ( KNA )

Es gehe ihm nicht um eine Abstimmung über Papst Franziskus, sagte er der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Zur Debatte stehe vielmehr der Weg, "den die Kirche in den nächsten schwierigen Jahrzehnten einschlagen wird. Wir fordern gemeinsam mit dem Papst von Teilen der katholischen Kirche, sich nicht dauernd mit sich selbst zu beschäftigen und das Evangelium besser zu lesen."

Mehrsprachige Webseite

Auf der mehrsprachigen Website www.pro-pope-francis.com sind mittlerweile knapp 50.000 Menschen aufgelistet, die sich dem an Franziskus gerichteten offenen Brief angeschlossen haben. Zulehner hatte "Pro Pope Francis" gemeinsam mit dem Prager Religionsphilosophen Tomas Halik initiiert.

Die Angriffe auf Papst Franziskus hätten "massiv zugenommen", sagte Zulehner weiter. Zentraler Auslöser sei dessen Schreiben "Amoris laetitia" (2016) gewesen, "in dem der Papst eine barmherzige Haltung zur Wiederverheiratung Geschiedener einnimmt".

Zuletzt sei der Eindruck entstanden, dass es nur noch papstkritische Stimmen in der Kirche gebe. "Das ist aber nicht wahr: Es existiert eine große, schweigende Unterstützung für den Papst." Der Widerstand gegen Franziskus komme "von einer relativ kleinen Gruppe", die "das Evangelium sehr legalistisch auslegt und - wie der Papst sagt - Gesetze wie Felsbrocken auf die Menschen wirft".

Lange Liste von Unterzeichnern

Die Initiative wolle dem Verdacht entgegenwirken, "dass die Amtsführung des Papstes theologisch, dogmatisch und pastoral nicht ausreichend begründet ist", erklärte der Theologe. Die Liste der Unterzeichner entspreche einem "Who's who in der katholischen Denkkirche".

Zu den Unterstützern zählen etliche Prominente aus Kirche, Politik und Gesellschaft, darunter die österreichischen Altbischöfe Paul Iby (Eisenstadt), Erwin Kräutler (Xingu, Brasilien) und Helmut Krätzl (Wien), Pater Anselm Grün, der Philosoph Charles Taylor, Solwodi-Gründerin Lea Ackermann und der frühere deutsche Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Zulehner warb zugleich für offene Gespräche. Man müsse denen zuhören, die kritische Bedenken äußerten. Pluralismus in der Kirche schade ihr nicht. "Aber es ist auch gut, dass es einen Papst der klaren Worte gibt."

Prominente fordern Unterstützung für Papst Franziskus

In der aktuellen "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" rufen auch fünf weitere Prominente aus Politik und Medien zur Unterstützung für Papst Franziskus auf.

Altbundespräsident Christian Wulff (58) erklärt in seiner Stellungnahme, es sei das gute Recht konservativer Kirchenvertreter, dem Papst Fragen zu stellen. Vorwürfe der Häresie und Irrlehre seien jedoch unangemessen und halsstarrig.

Der Linken-Politiker Oskar Lafontaine (74) vermutet, dass manche Kritik auf die grundsätzliche Ausrichtung des Papstes abziele, "der eine arme Kirche möchte". Er betont: "Wir brauchen einen solchen mutigen Mahner und unermüdlichen Streiter für Frieden in der Welt, gerade jetzt."

Grünen-Politiker Volker Beck (56) erklärt, er sei "eigentlich ziemlich unzufrieden" mit dem bisherigen Pontifikat von Franziskus, was konkrete Veränderungen für Homosexuelle angehe. Den Papstkritikern sei aber "selbst die reine Geste" zu viel. "Wem die Kirche und Jesu Botschaft am Herzen liegen, der muss sich gegen die Angriffe und vor den Papst stellen", fordert Beck. Er gehört zu den rund 50.000 Unterzeichnern der Initiative "Pro Pope Francis".

Frey: Papst der Barmherzigkeit

ZDF-Chefredakteur Peter Frey (60) meint, Franziskus kämpfe "wie viele von uns gegen Traditionen, hartleibige Besitzstandswahrung, Bequemlichkeit und Beschränktheit". Er werde immer "der Papst der Barmherzigkeit bleiben, für den im Kampf gegen die Pharisäer des Dogmas und des Gesetzes nichts wichtiger ist als der Mensch". Frey ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Die Autorin Diana Kinnert (26) schreibt, sie sei "dankbar für Franziskus' Marschrichtung, die Kirche mit Leben zu füllen statt als Sittengehäuse aufrechtzuerhalten". Ein kirchliches Oberhaupt dürfe nicht "demokratisch verfügbar oder auf irgendeine Art 'sozial verträglich' statt nicht-radikal" sein: "Glauben ist etwas Radikales. Ein gelebtes Glaubensbekenntnis darf es in gewissem Maße ebenfalls sein."


Paul Michael Zulehner / © Günter Vahlkampf (KNA)
Paul Michael Zulehner / © Günter Vahlkampf ( KNA )

Christian Wulff / © Bernd Weissbrod (dpa)
Christian Wulff / © Bernd Weissbrod ( dpa )

Oskar Lafontaine  / ©  Kay Nietfeld (dpa)
Oskar Lafontaine / © Kay Nietfeld ( dpa )

Volker Beck / © Roland Weihrauch (dpa)
Volker Beck / © Roland Weihrauch ( dpa )
Quelle:
KNA