Papst Franziskus hat sich am Samstag von Rom aus direkt an die Weltklimakonferenz in Bonn gewandt. Er hoffe, dass die Teilnehmer dort stets das Bild einer Erde ohne Grenzen und mit einer sehr verletzlichen Atmosphäre vor Auge behalten, wie es ihm unlängst ein Astronaut der ISS geschildert habe.
Das sagte Franziskus bei einer Begegnung mit Staats- und Regierungschefs pazifischer Inselstaaten im Vatikan. Erneut forderte der Papst Maßnahmen gegen den Klimawandel, steigenden Meeresspiegel und Schädigungen der Ozeane.
Sorge um Opfer von Umweltkatastrophen
Er teile ihre Sorge für die Menschen, die betroffen sind von extremen Umwelt- und Klimaereignissen, "die immer stärker und häufiger" würden, so Franziskus. Um effektiv etwas dagegen tun zu können, bedürfe es einer globalen Sichtweise, internationaler Zusammenarbeit, Solidarität und gemeinsamer Strategien.
Die Mitglieder des Sekretariats des Pazifischen Inselforums seien eigens nach Rom gekommen, um sich für ihr Anliegen die Unterstützung des Papstes zu holen, sagte der Präsident von Nauru, Baron Waqa.
In Bonn wolle man die Teilnehmer des Pariser Klimaschutzabkommens noch einmal auffordern, alles zu tun, damit der globale Temperaturanstieg unter 1,5 Grad bleibe. "Diese Schwelle ist für uns eine Überlebensfrage. Wir haben keine andere Wahl", sagte Waqa.
Papst ist "starke Stimme" in der Debatte
Die Delegation, der auch die Premierminister von Vanuatu und den Cook-Inseln angehörten, lobten das Engagement des Papstes im Kampf gegen den Klimawandel. "Wir anerkennen Ihre moralische Autorität und würdigen die starke Stimme, die Sie in der Debatte um den Klimawandel äußern", sagte Waqa. Die Fidschi-Inseln, unter deren Vorsitz die Bonner Konferenz tagt, sind ebenfalls Mitglied des Pazifischen Inselforums.
Der Papst sowie der Premierminister der Cook Islands sprachen zudem das sich seit Jahrzehnten verschärfende Problem der Überfischung und Verschmutzung der Meere an. "Unser Ozean ist unsere Lebensgrundlage", sagte Premierminister Henry Puna. "Aber während wir viele Tische Europas mit Eiweiß für die Ernährung versorgen, müssen wir mit illegaler, unregulierter Fischerei durch weit entfernte Länder fertig werden."
Videobotschaft von Angela Merkel
Unterdessen gab es eine Videobotschaft von Angela Merkel. Jedes Land müsse seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. "Das Ziel, den Anstieg der Temperatur auf unter zwei Grad - am besten in Richtung 1,5 Grad - zu beschränken, dieses Ziel wird mit dem jetzigen Zustand nicht erreicht", sagte die Bundeskanzlerin.
Seit den 90er Jahren, in denen sie Umweltministerin war, habe sich die Dringlichkeit verändert, so Merkel. "Die Dringlichkeit - ich glaube, wir merken das alle an den Naturkatastrophen - ist groß. Und gerade wenn wir auch über Migration und anderes sprechen, wissen wir, dass das indirekt oft auch mit dem Klimawandel zusammenhängt."
Industrieländer in der Verantwortung
Merkel sieht vor allem die Industrieländer in der Verantwortung dafür, "dass sich die Dinge ändern". Hoch entwickelte Industrieländer müssten technische Innovationen finden und Umwelttechnologien nach vorn bringen. Selbst wenn es in Deutschland keine CO2-Emissionen mehr gäbe, läge der Temperaturanstieg weltweit noch über zwei Grad.
In Bonn findet gerade die zweiwöchige Weltklimakonferenz statt. Sie endet am Freitag. Die rund 25.000 Delegierten aus aller Welt wollen sich auf ein "Regelbuch" verständigen, mit dem das 2015 geschlossene Klima-Abkommen von Paris umgesetzt werden kann.
Ziel des Abkommens ist es, den vor allem durch den Ausstoß von CO2 verursachten Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Am Mittwoch geht die Konferenz in die entscheidende Phase: Dann werden Minister sowie Staats- und Regierungschefs in Bonn erwartet.