In einer von ihm angestoßenen theologischen Debatte ist Kurienkardinal Robert Sarah einer Aufforderung von Papst Franziskus zu einem Dementi bislang nicht nachgekommen. Dabei geht es um die Frage, wer das letzte Wort bei liturgischen Übersetzungen in die jeweilige Landessprache hat. Nach Recherchen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ging Sarah bis Dienstag offenbar nicht auf eine Bitte des Papstes ein, seine Entgegnung auf Ausführungen des Kardinals im Internet öffentlich zu machen. Der aus Guinea stammende Kardinal leitet die Gottesdienstkongregation im Vatikan.
Kanon 838 des Kirchenrechts präzisiert
Franziskus hatte in seinem Erlass "Magnum Principium" den Kanon 838 des Kirchenrechts präzisiert. Für die Übersetzung liturgischer Texte sind demnach vor allem die nationalen Bischofskonferenzen zuständig. Sie sollen diese nur noch durch Rom bestätigen lassen. Dort, so ein Anliegen der Änderung, sollen keine Alternativübersetzungen mehr verfasst werden.
Sarah dagegen sieht die letzte Entscheidung nach wie vor bei der Gottesdienstkongregation. Das zumindest geht aus einem Beitrag hervor, den Sarah im französischen Internetportal L'Homme Nouveau veröffentlichen ließ. Mehrere andere Portale übernahmen diesen Text oder zitierten auszugsweise daraus.
Schreiben an den Kardinal
Franziskus wandte sich daraufhin in einem Schreiben an den Kardinal, in dem er die Autorschaft Sarahs zwar anzweifelte, zugleich aber diesen aufforderte, die Verbreitung "dieser, meiner Antwort" auf den entsprechenden Internetseiten zu veranlassen "sowie diese ebenso sämtlichen Bischofskonferenzen und Mitgliedern und Beratern Ihres Dikasteriums zukommen zu lassen".
Wie L'Homme Nouveau-Chefredakteur Philippe Maxence auf Anfrage bestätigte, stammt der Text von Sarah selbst. Bislang habe der Kardinal auch kein Dementi abgegeben. Auch sei bei der Redaktion keine Bitte eingegangen, eine Entgegnung des Papstes zu veröffentlichen. "Wenn ich etwas derartiges erhalten hätten, dann hätte ich es auch publiziert", so Maxence. Die Gottesdienstkongregation äußerte sich bislang nicht.