Caritas bringt Senioren neue Medien näher

Erinnerungs- und Beziehungsarbeit

Die digitale Technik von heute – das Internet, Skype oder Google Earth – sind vielen älteren Menschen oft fremd, bieten aber auch ganz besondere Chancen. Alexandra Kasper führt Kölner Seniorinnen und Senioren an neue Medien heran.

Seniorin am Computer / © Jens Büttner (dpa)
Seniorin am Computer / © Jens Büttner ( dpa )

domradio.de: Sie arbeiten mit digitalen Medien. Wir kommt das bei den Bewohnern an?

Alexandra Kasper (Caritas-Altenzentrum Sankt Maternus, Köln-Rodenkirchen): Das kommt bei den Bewohnern sehr, sehr gut an, was man vielleicht erst gar nicht zu glauben vermag, weil man sich fragt: Senioren und Tablets, wie funktioniert das überhaupt?

Aber alle haben sehr viel Freude daran. Wir haben verschiedene Formen, das Thema zu präsentieren. Wir machen zum Beispiel virtuelle Spaziergänge durch Köln. Köln ist natürlich für unsere Kölner Bewohner immer ein Thema und damit kann man sie auch immer sehr gut einfangen. Das ist wichtig, denn man braucht ein Thema, wo man andocken kann, dass zur Identifikation beiträgt. 

Mit digitalen Karten im Netz haben wir zum Beispiel schon die Kölner Brücken angeguckt und sind dann quasi über die Brücken hinweggeflogen. Was ein sehr spektakuläres visuelles Erlebnis war - für mich genauso wie für die Bewohner auch. Das hat man den Teilnehmern richtig angesehen, die fanden das sehr, sehr spannend.

 

 

domradio.de: Weil man dann über Street-View-Funktionen, die eine 360-Grad-Ansichten aus der Straßenperspektive darstellen, an Orte kommt, an denen man vielleicht seit Jahren gar nicht mehr war, oder?

Kasper: Ganz genau. Das ist ein sehr wichtiger Beitrag zur Erinnerungsarbeit oder auch zur Beziehungsarbeit. Zum Beispiel bin ich mal mit einer Bewohnerin über die virtuelle Street-View-Funktion eines Internet-Anbieters zu ihr nach Hause gegangen, in die Straße, in der sie gelebt hat. Sie hat mir dann erzählt: Da oben ist mein Schlafzimmerfenster und im Zimmer daneben war die Küche. Dann sind wir ein bisschen durch dieses Stadtviertel gelaufen und sie konnte mir zu vielem Anekdoten und Geschichten erzählen. Ich habe so sehr, sehr viel über die Frau erfahren und konnte sie in ganz vielen Dingen viel besser verstehen als vorher. 

domradio.de: Da werden die sozialen Medien und Netzwerke dann plötzlich wirklich sozial. Aber wie ist es denn mit der Handhabung: Wenn man den Senioren zum Beispiel ein Tablet in die Hand drückt, sind ja auch Bewegungen nötig, die man so vielleicht gar nicht kennt.

Kasper: Grundsätzlich sind diese Geräte ja sehr intuitiv zu bedienen, was das Ganze meist sehr leicht macht. Dieses Wischen zum Beispiel finden die Bewohner ganz toll. Oder dass ein Bild, wenn man öfter draufklickt, oft größer wird - was zwar oft Zufall ist, aber oft auch zufällig genau gewünscht.

Natürlich passiert es, dass aus Versehen Inhalte weggeklickt werden oder dass man aus Versehen was wegwischt. Aber dann muss man halt führen. Dann nehme ich zum Beispiel das Tablet und zeige, wie es geht. Oder ich versuche, den Finger in die Hand zu nehmen und so ein Gefühl für die Medien zu vermitteln.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR