So fordern die katholischen Bischöfe, das Engagement gegen sexuelle Gewalt und Missbrauch fortzusetzen. Die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und der unabhängigen Aufarbeitungskommission sollten fortgesetzt werden, erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Donnerstag in Köln. Er äußerte sich nach einer Fachtagung der Bischofskonferenz zu Fragen sexuellen Missbrauchs.
"Es ist unverzichtbar, auf nationaler Ebene dauerhaft eine unabhängige Stelle im Kampf gegen sexuelle Gewalt zu haben", so Ackermann. Sie könne dazu beitragen, die "öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema fortzuführen und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen im Bemühen um Aufarbeitung und Prävention in die Pflicht zu nehmen." Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ist seit Ende 2011 der Jurist Johannes-Wilhelm Rörig. Seine Amtszeit reicht bis 2019.
Mahnung an katholische Kirche
Ackermann mahnte zugleich die katholische Kirche, die Aufmerksamkeit für das Thema wachzuhalten. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund von Personalwechseln in den Bistümern. "Auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - Bischöfe eingeschlossen - müssen sich ihrer Verantwortung für dieses Thema bewusst sein und weiterhin engagiert daran arbeiten, Kirche zu einem sicheren Raum für Kinder und Jugendliche zu machen."
Der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Hans Zollner, warnte vor Verharmlosung und einer Selbststilisierung der Kirche als Opfer. Der Missbrauchsskandal treffe die Kirche im Kern ihres Selbstbildes und ihrer Glaubwürdigkeit. "Manche meinen, es werde schon irgendwann vorübergehen. Es geht aber darum, das Wurzelgeflecht aufzudecken, in dem Missbrauch entstehen und vertuscht werden konnte. Sexuelle Gewalt und andere Arten von Missbrauch sind systemisch gesehen Symptome für tiefliegende Missstände."
Bischöfe pochen weiter auf Familiennachzug
Die katholische Kirche hält es auch weiterhin für geboten, Flüchtlingen in Deutschland den Nachzug enger Angehöriger zu ermöglichen. Angesichts der hohen Bedeutung der Familie handle es sich um eine "prinzipielle Frage", betonte der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Donnerstag zum Abschluss der Herbstberatungen der bayerischen Bischöfe. Nach sorgfältiger Prüfung jedes einzelnen Falles sollten Minderjährige und Eheleute nachziehen dürfen.
"Es geht nicht um Vettern, Cousinen und Großtanten", fügte er hinzu. Betroffen seien vor allem Syrer, "die möglicherweise auf unabsehbare Zeit hier sind", weil niemand wisse, wann der Krieg in ihrem Heimatland ende. Der Familiennachzug zählt zu den Streitpunkten der Sondierungsgespräche für eine mögliche Koalitionsbildung in Berlin. Union und FDP wollen ihn begrenzen, die Grünen treten für eine großzügigere Lösung ein.
Marx sagte mit Blick auf die Verhandlungen, die katholische Kirche interessierten auch weitere Fragen. Dazu zähle etwa ein Einwanderungsgesetz, "das nicht nur von Begrenzung spricht, sondern auch von Kooperationen über Kontinente hinweg". Wichtig seien außerdem die Europa- und die Klimapolitik.