Simbabwes Präsident Mugabe nach fast 40 Amtsjahren zurückgetreten

Umarmt, geächtet, abgelegt

Früher lobte man ihn als Versöhner und Mann des Ausgleichs. Über Jahrzehnte sicherte sich Robert Mugabe die Macht in Simbabwe, obwohl er zunehmend seinen Ruf verlor. Im Poker um seine Nachfolge hat er sich nun verkalkuliert.

Autor/in:
Silvia Vogt
Simbabwer feiern die Rücktrittserklärung des Präsidenten Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi (dpa)
Simbabwer feiern die Rücktrittserklärung des Präsidenten Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi ( dpa )

Nur Gott könne ihn aus seinem Amt abrufen, betonte der simbabwische Langzeitherrscher Robert Mugabe gerne. Er habe den Auftrag, seinem Land zu dienen bis zum Ende. Aller Kritik an seiner getrübten Menschenrechtsbilanz trotzte er, lange auch allen internen Machtkämpfen.

Ehefrau als Nachfolgerin

Zuletzt schien Simbabwe den greisen Autokraten einfach auszusitzen - doch dann verkalkulierte der 93-Jährige sich ausgerechnet im Poker um seine Nachfolge. Nach seiner Entmachtung durch das Militär hat Mugabe am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Er kam damit dem Parlament zuvor, das zusammengetreten war, um seine Amtsenthebung einzuleiten.

Der Konflikt schwelte seit langem. Während Mugabe sich kürzlich als Kandidat für die nächste Präsidentschaftsrunde ab 2018 küren ließ, baute er seine um mehr als 40 Jahre jüngere, wegen ihrer Shopping-Allüren im Volk verhasste Ehefrau Grace als mögliche Nachfolgerin auf. Konkurrenten fielen hinten runter.

Das Maß war voll

Als der Präsident nun am 6. November noch seinen Vizepräsidenten Robert Emmerson Mnangagwa schasste, einen Weggefährten aus dem Befreiungskampf gegen die Kolonialherrschaft, war offenbar das Maß voll. Mnangagwa gilt als dem Militär nahestehend.

Robert Gabriel Mugabe, am 21. Februar 1924 in der Missionsstation Kutama als Sohn eines Tischlers geboren, übernahm die Macht in dem südafrikanischen Land 1980 mit der Unabhängigkeit Simbabwes von Großbritannien. Zuvor hatte er seit den 60er Jahren für die Befreiung der damaligen britischen Kolonie Südrhodesien gekämpft. Er wurde verhaftet und verbrachte mehr als zehn Jahre im Internierungslager.

"Skrupelloser Führer"

Zu Beginn seiner Regierung betonte Mugabe, zunächst Ministerpräsident und ab 1987 Präsident, Versöhnung und Wiederaufbau. Er wurde gefeiert als Politiker der Zukunft und Mann des Ausgleichs, der Westen umarmte ihn. "Simbabwe tauchte jetzt für die Welt als eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte am Horizont auf", schrieb der langjährige Oppositionelle Morgan Tsvangirai in seinen Memoiren. Aber schon damals habe gegolten: "Mugabe war ein skrupelloser Führer." Die Welt übersah, dass ihr Star bereits 1982 mit brutaler Gewalt gegen die Anhänger seines Widersachers Joshua Nkomo im Matabeleland vorging. Schätzungen gehen von 20.000 Toten aus.

Im Laufe der Zeit zeigte Mugabe immer mehr das Gesicht eines Despoten, der rücksichtslos Widersacher aus dem Weg räumte und sich mit allen Mitteln an die Macht klammerte. Auch die Fronten im Verhältnis zum Ausland verhärteten sich. Um die Jahrtausendwende geriet Simbabwe vollends ins Schlingern. Mugabes Leute schikanierten die Opposition, Schlägertrupps wurden auf die Straße geschickt, Gerichtsentscheide wurden ebenso ignoriert wie Appelle und Sanktionen der internationalen Gemeinschaft.

Vertreibungen und Niedergang

Als damals ein Verfassungsreferendum Mugabes scheiterte, sah der erfolgsgewohnte Präsident seine Macht wanken - und sich wiederum als Opfer des Westens. Er schlug aus und nahm die weißen Farmer ins Visier. Tausende militante Anhänger seiner Zanu-PF und Veteranen des Unabhängigkeitskampfes besetzten Höfe und vertrieben rund 4.000 Weiße.

Der Präsident übergab das Land zum Gutteil den Kriegsveteranen, das diese jedoch nicht zu bestellen wussten. Der wirtschaftliche Niedergang Simbabwes, der sich seit den 90er Jahren abgezeichnet hatte, nahm seinen Lauf. Die frühere Kornkammer versank in Armut und Chaos. Die blutigen Farmbesetzungen und offenkundige Manipulationen bei der Präsidentenwahl im März 2002 isolierten Mugabe auf internationalem Parkett.

Teilung der Macht

Dieser verteidigte sich mit bissigen Attacken. Auch auf die Wahlen von 2008, bei denen Tsvangirais oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) stärkste Kraft wurde, reagierte Mugabe mit Angriffen auf alle, die an seiner Herrschaft rütteln konnten. Der dennoch unaufhaltsame Aufstieg der MDC zwang Mugabe schließlich zu einer Teilung der Macht. Tsvangirai wurde zwischenzeitlich, bis 2013, an der Regierung beteiligt - aber an der kurzen Leine gehalten.

Ab 2013 regierte Mugabes Zanu-PF wieder alleine. Obwohl der Staatschef in Sitzungen einschlief oder eine Rede – ohne es zu bemerken – zweimal hielt, bekräftigte er noch im Sommer, er sei bereit für eine weitere Amtszeit bis 2023.


Robert Mugabe (dpa)
Robert Mugabe / ( dpa )

Grace Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi (dpa)
Grace Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi ( dpa )

Simbabwes Präsident Robert Mugabe (rechts) und Vize-Präsident Emmerson Mnangagwa (links) / © Tsvangirayi Mukwazhi (dpa)
Simbabwes Präsident Robert Mugabe (rechts) und Vize-Präsident Emmerson Mnangagwa (links) / © Tsvangirayi Mukwazhi ( dpa )
Quelle:
epd