Kardinal Angelo Sodano, langjähriger Kardinalstaatssekretär der Päpste Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013), wird am Donnerstag 90 Jahre alt. Der Norditaliener war 50 Jahre lang im diplomatischen Dienst des Vatikan tätig.
Sein Meisterstück lieferte er bereits als Päpstlicher Botschafter in Chile ab, wohin er 1977 geschickt wurde: 1978/79 half er, den Grenzstreit des Landes mit Argentinien tief im Süden beizulegen. In den Tagen des Mauerfalls war Sodano vatikanischer Außenminister, bevor ihn Johannes Paul II. 1991 zum Kardinalstaatssekretär ernannte, als Nachfolger des legendären Agostino Casaroli (1914-1998).
Der zweite Mann im Vatikan
In dieser Position war Angelo Sodano fast 14 Jahre lang hinter Johannes Paul II. der zweite Mann im Vatikan. Unter anderem begleitete Sodano den Papst aus Polen zwischen August 1991 und 2004 bei 53 seiner Auslandsreisen. Unter ihm sei die Außenpolitik des Vatikan relativ glatt und problemlos verlaufen, urteilen Beobachter. Für die große politische Aufmerksamkeit sorgte aber Johannes Paul II. selbst.
Nach seiner Papstwahl bestätigte Benedikt XVI. Sodano im April 2005 erneut zum Kardinalstaatssekretär, bevor er im Herbst 2006 seinen eigenen langjährigen Vertrauten, Kardinal Tarcisio Bertone, zum zweiten Mann im Vatikan machte. Mit den Verhältnissen im deutschen Sprachraum war Sodano vertraut, weil er zeitweise im deutschsprachigen Priesterseminar Santa Maria dell'Anima in Rom wohnte. Er sprach gut Deutsch und war unter Casaroli für diesen Bereich Europas zuständig.
Moderatere Linie des Vatikan
So soll Sodano in der Auseinandersetzung um die Schwangerenkonfliktberatung der deutschen Kirche Ende der 90er Jahre für eine moderatere Linie des Vatikan plädiert haben, indem er im Frühjahr 1998 - anders als Kardinal Ratzinger - für eine mildere Fassung des Papstbriefes an die deutschen Bischöfe plädiert habe. Johannes Paul II. forderte die deutschen Bischöfe aber letztlich auf, aus dem staatlichen System der Konfliktberatung für Schwangere auszusteigen.
Sodano, geboren am 23. November 1927 im norditalienischen Asti als Sohn eines Landbesitzers und langjährigen Abgeordneten der Christdemokraten, wurde 1950 zum Priester geweiht. In der Seelsorge war er nur kurz tätig. Rasch schickte ihn sein Bischof zum Studium nach Rom, wo er 1959 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls eintrat. Erste Stationen waren die päpstlichen Nuntiaturen in Ecuador, Uruguay und Chile.
Rückenstärkung während der "Vatileaks-Affäre"
In den letzten Tagen Johannes Pauls II., Anfang 2005, galten Sodano, Kardinal Joseph Ratzinger und der Privatsekretär Johannes Pauls II., Erzbischof Stanislaw Dziwisz als jenes Triumvirat, das de facto die Geschicke der Weltkirche lenkte. Sodano machte aber, anders als Ratzinger, kaum durch öffentliche Äußerungen auf sich aufmerksam. Und obschon beider Verhältnis nicht als ganz spannungsfrei galt, übernahm es Sodano als Kardinaldekan, Benedikt XVI. während der "Vatileaks-Affäre" öffentlich den Rücken zu stärken: "Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht vom Gerede der herrschenden Meinungen beeinflussen lassen", erklärte er in der Ostermesse 2010.
Dass seine Wortwahl "Gerede" von manchen als Anspielung auf die damals öffentlich gewordenen Beschuldigungen von Missbrauchsopfern interpretiert wurden, veranlasste den Vatikan Wochen später zu einer Klarstellung. Selbstverständlich habe Sodano diese nicht gemeint, sondern die Veröffentlichungen und Mutmaßungen rund um "Vatileaks".
In letzter Zeit ist es eher ruhig geworden um den Mann mit der imposanten Gestalt. Nur hin und wieder tritt er bei liturgischen Anlässen auf, etwa bei Beisetzungen für gestorbene Mitbrüder im Kardinalsamt.
(KNA, 23.11.2017)