Der Flüchtlingsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, hat die Aussetzung des Familiennachzuges für bestimmte Flüchtlinge kritisiert. "Für uns als Christen ist die Einheit der Familie ein hohes Gut", sagte Heße am Freitag in Bonn auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Es sei ethisch und verfassungsrechtlich "mindestens fragwürdig", wenn Familien über Jahre getrennt leben müssten. Dies sei auch nicht förderlich für die Integration von Flüchtlingen in Deutschland. Heße forderte, dass die Aussetzung des Familiennachzugs im März 2018 enden müsse.
Integration als "Daueraufgabe"
Heße, "Geistlicher Assistent" des ZdK, warb darüber hinaus für eine Integrationskultur. Diejenigen, die sich für Flüchtlinge hierzulande einsetzten, seien "Brückenbauer und Schlüsselpersonen für gesellschaftliche Teilhabe." Ein entsprechendes Engagement müsse auch weiterhin gefördert werden. Integration sei eine "Daueraufgabe". Heße betonte: "Wer davor die Augen verschließt, hat nicht verstanden, was da los ist."
Mit Blick auf den Islam und den interreligiösen Dialog sagte Heße, dass auf diesem Feld noch viel zu tun sei. Nötig sei beispielsweise Bildung: Wenn Menschen sagten, der Islam sei keine Religion, sondern eine "Ideologie", könne man dies so nicht stehen lassen. Zugleich dürfe ein Dialog nicht "naiv", sondern müsse "wach und hellhörig" geführt werden. Ohne Dialog sei keine Integration möglich.
Recht auf Heimat und Zuhause
Heße rief zur Bekämpfung der Fluchtursachen in den Heimatländern von Schutzsuchenden auf. Gründe, um sich auf die Flucht zu begeben, seien zum Beispiel politische Verfolgung, extreme Armut, Perspektivlosigkeit und klimatische Veränderungen. Der Erzbischof erinnerte daran, dass die meisten Flüchtlinge weltweit nicht Schutz in der EU suchten, sondern Binnenflüchtlinge seien. Er wies auf das Anliegen von Papst Franziskus hin, dass jeder Mensch ein Recht auf Heimat und ein Zuhause habe.