Myanmar-Experten: Katholiken spielen verbindende Rolle

"Franziskus würdigt und stärkt solche Kirchen"

Obwohl sie nur einen kleinen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen, sind die Katholiken in Myanmar ein wichtiges Bindeglied in dem unruhigen Vielvölkerstaat. Der Papstbesuch, so Experten, wird ihnen Rückenwind geben.

Autor/in:
Silvia Vogt
Myanmar: Katholiken der Jingpo-Ethnie im Gebet / © Gemunu Amarasinghe (dpa)
Myanmar: Katholiken der Jingpo-Ethnie im Gebet / © Gemunu Amarasinghe ( dpa )

Die bindende Rolle der Katholiken in Myanmar zu stärken und sie in ihrem Einsatz zu ermutigen, ist nach Einschätzung von Myanmar-Experten ein gewichtiger Grund für den Besuch von Papst Franziskus in dem buddhistischen Land. Das Oberhaupt der katholischen Kirche reist vom 27. November bis 2. Dezember nach Myanmar und ins muslimische Nachbarland Bangladesch, wo die Christen ebenfalls nur eine winzige Minderheit stellen.

In allen 135 Ethnien gibt es Katholiken

Katholiken in Myanmar seien quer durch die 135 Ethnien zu finden, sagt Gregor Tautz, der Myanmar-Beauftragte der Diözese Regensburg, die seit fast zwei Jahrzehnten eine Partnerschaft mit der katholischen Kirche in dem südostasiatischen Land verbindet. Auch in der Bischofskonferenz seien die verschiedensten Volksgruppen vertreten. "Das ist quasi modellhaft und macht die Kirche zu einem Bindeglied."

Unter den rund 55 Millionen Einwohnern Myanmars machen die Katholiken - bei etwa drei Millionen Christen - lediglich knapp 700.000 in 16 Diözesen aus.

Wie Zusammenleben gelingen kann

Über Jahrzehnte hinweg hätten die Katholiken auch in ihrem Engagement in Bildung oder Gesundheit stets klar gemacht, dass ihre Dienste für alle da seien, erklärt Tautz. "Sie haben immer die Botschaft gesendet, dass alle kommen können", sagt er. "Das sind klare Signale, dass Zusammenleben gelingen kann im Vielvölkerstaat." Myanmar hat laut einer noch aus Kolonialzeiten stammenden Aufteilung 135 Ethnien und wird seit langem durch zahlreiche Konflikte mit Minderheiten belastet.

Wegen der Gewalt gegen die muslimische Rohingya-Volksgruppe steht das Land international in der Kritik.

Die katholische Kirche habe sich ausdrücklich zum "Nation Building", zur Unterstützung des Zusammenlebens, bekannt, betont Tautz. Der erste Besuch eines Papstes in Myanmar werde den Katholiken nun weiteren Rückenwind geben.

Minderheitskirche wirkt ausgleichend

"Kirchen in Minderheitssituationen sind oft sehr kreative Kirchen", bekräftigt Johannes Seibel vom internationalen katholischen Hilfswerk Missio, das eng mit den Kirchen in Myanmar und Bangladesch zusammenarbeitet. "Sie bleiben nicht in ihrem Kirchenraum, sondern sind für alle offen" Damit könnten sie auch in schwierigen innenpolitischen Situationen ausgleichend wirken und Menschen zusammenbringen.

"Franziskus würdigt und stärkt solche Kirchen", sagt Seibel mit Blick auf die kleinen katholischen Gemeinschaften in beiden Besuchsländern des Papstes.

Thema Rohingya nicht auf der Agenda

In Myanmar steht die Reise des Papstes unter dem Motto "Liebe und Frieden", in Bangladesch lautet es "Harmonie und Frieden". Im muslimischen Bangladesch mit seinen rund 163 Millionen Einwohnern leben nur etwa 600.000 Christen, davon gut die Hälfte Katholiken. Dort ist auch ein interreligiös-ökumenisches Friedenstreffen geplant.

Nicht auf dem offiziellen Programm steht das Thema Rohingya. Hunderttausende Angehörige der in Myanmar nicht anerkannten und verfolgten Volksgruppe haben sich in den vergangenen Monaten nach Bangladesch geflüchtet. Papst Franziskus hat sich mehrfach kritisch über den Umgang mit den Rohingya in Myanmar geäußert.


Quelle:
epd