Luzia (oder auch Lucia) ist eine der frühesten belegten Märtyrerinnen. Sie war eine reiche Adelige aus Syracius in Syrien im 4. Jahrhundert. Nach dem Tod ihres Vaters verschenkte sie mit Einverständnis ihrer Mutter ihr Geld an die Armen. Weil das ihrem heidnischen Verlobten nicht passte, ließ er sie zunächst mithilfe der römischen Soldaten in ein Dirnenhaus bringen, später anzünden. Weder tausend Männer noch das Feuer konnten ihr etwas anhaben.
Einer weiteren Legende nach riss sie sich zuvor sogar ihre Augen aus, in die sich ihr Bräutigam so verliebt hatte. Am verbreitetsten ist die Erzählung, dass Luzia die verurteilten Christen in den Katakomben besuchte und versorgte. Um dort in den dunklen Kellern die Hände frei für die Gaben zu haben, steckte sie sich das Licht einfach ins Haar.
In Schweden und ganz Skandinavien wurde die heilige Luzia im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Am schönsten ist sicherlich Selma Lagerlöfs Erzählung über den Luziatag: Dort hilft die heilige Luzia einer jungen Mutter, die alle Vorräte gegen den Willen ihres abwesenden Ehemannes verschenkt hat. Der heimkehrende Gatte fordert sie wütend auf, ihm am nächsten Morgen ein Frühstück zu servieren. Unmöglich? Statt Ehekrach sind am Morgen die Vorratskammern voll und die Ehefrau wird begleitet von der leuchtenden Heiligen.
In Schweden bringt zum Luziatag am 13. Dezember das älteste Mädchen der Familie morgens mit einem Kerzenkranz im Haar der Familie singend das Frühstück. Und auch in der Kirche tritt Luzia mit ihren Jungfrauen und den Sternenträgern auf. Im Anschluss gibt es dann das traditionelle Luziagebäck und Grog. Und ihr Lied ist überall zu hören: Då i vårt mörka hus, stiger med tända ljus, Sankta Lucia, Sankta Lucia. – Da, in unserem dunklen Haus, erhebt sich mit hellem Kerzenlicht die heilige Luzia, die heilige Luzia."
Was ist ihre Botschaft an uns im Advent?
Der Advent und Weihnachten sind keine einfache Zeit. In der Dunkelheit und den Anforderungen der Familien erheben sich die alten Geister – die heidnischen Geister und heutzutage die alten Konflikte und Verletzungen. Alte Vorwürfe werden ins Halbdunkle geholt, alte Narben schmerzen wieder. Wir sind in unseren Beziehungen und der Enge der Familienfeiern gefangen, so fühlt es sich manchmal an.
Hier ist die heilige Luzia ein wichtiger Beistand: Sie bleibt ganz bei sich, bei ihrer Überzeugung und ihrem Weg. Luzia traut sich als junge Frau einen Weg zu, der nicht allen passt. Den Respekt, den wir ihr dafür zollen, sollten wir auch einander gewähren. Weil sich nur so die Beziehung verändern kann: Wer bei sich ist, wem der Andere nichts wegnehmen und verunsichern kann, die hat die Hände frei. Luzia kann Wärme und Helligkeit in die Beziehungen bringen, uns zur Großzügigkeit und guten Taten ermutigen. Und auch da können wir es ihr nachmachen: Unseren Weg gehen und gleichzeitig schauen, wie wir einander großzügig "Licht" bringen können in diesen dunklen Tagen.