Darüber will das Gericht erst am Mittwoch entscheiden. Die Rechtsanwältin verwies auf die starke Belastung ihres zehnjährigen Mandanten, den der Angeklagte schwer missbraucht haben soll.
Dem 53-Jährigen werden in mehr als 100 Übergriffe auf Minderjährige in Deutschland, Österreich, Polen, Italien und der Schweiz zur Last gelegt, die sich zwischen 1995 und 2016 ereignet haben sollen. Zwischenzeitlich verbüßte er wegen Vergewaltigung und Missbrauch zweier Mädchen eine mehrjährige Gefängnisstrafe in Karlsruhe.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm außerdem gewerbsmäßigen Betrug, Urkundenfälschung sowie Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen vor. Wegen mutmaßlich verminderter Schuldfähigkeit geht es in dem Prozess vor dem Deggendorfer Landgericht auch um eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Bis März nächsten Jahres sind 15 weitere Verhandlungstermine anberaumt.
Als falscher Priester durch Europa gereist
Nach seiner ersten Verurteilung 2004 in Karlsruhe leitete die Kirche ein eigenes Strafverfahren ein und entfernte ihn 2012 endgültig aus dem Klerikerstand. Trotzdem reiste der Mann weiter durch Europa und gab sich als Priester aus. In diözesanen Amtsblättern wurde in Deutschland mehrfach vor ihm gewarnt. Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ist der Mann Deutscher. 1994 wurde er in der polnischen Erzdiözese Stettin zum Priester geweiht.
2015 tauchte er im Landkreis Deggendorf auf und erwarb sich das Vertrauen einer Familie. Die Mutter berichtete ein Jahr später ihrem Ortspfarrer von Übergriffen des vermeintlichen Geistlichen auf ihr Kind. Der Pfarrer drängte sie zur Anzeige, daraufhin wurde der Mann festgenommen.