Berliner Landesbischof erinnert an Folgen des Terroranschlags

"Leben ist nicht mehr so, wie es vorher war"

"Diese Erfahrungen des 19. Dezember 2016 werden uns weiter durch das Leben begleiten". Mit diesen Worten hat der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge ein Jahr nach dem Terroranschlag an die langfristigen Folgen der Tat erinnert.

Trauer am Berliner Breitscheidplatz / © Sophia Kembowski (dpa)
Trauer am Berliner Breitscheidplatz / © Sophia Kembowski ( dpa )

Dröge betonte, dass die Erinnerungen an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz "eingeschrieben bleiben in die Geschichte unserer Stadt Berlin" und in die Geschichte der Gedächtniskirche.

Völlig unbeteiligte Menschen seien Opfer des Attentats geworden, sagte der Bischof laut Predigtmanuskript für die Andacht am Dienstagvormittag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, das vorab verbreitet wurde. "Sie haben ihr Leben verloren, andere ihre Gesundheit, einige sind dauerhaft auf Pflege angewiesen."

Bilder noch erschreckend präsent

Angehörige der Opfer vermissten einen geliebten Menschen. "Und wir alle haben Bilder gesehen, die wir nie mehr vergessen können, manche so nah, dass die Bilder bis heute erschreckend präsent sind", sagte Dröge. Er betonte weiter: "Das Leben ist nicht mehr so, wie es vorher war."

An der Andacht zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags wollten unter anderem Hinterbliebene, Verletzte und ihre Angehörigen, Helfer, Religionsvertreter sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen.

Zerbrechlicher Frieden

Mit Blick auf das Friedenslicht von Bethlehem, das am Sonntag in der Gedächtniskirche angekommen war, erinnerte Dröge auch daran, dass der Frieden zerbrechlich ist. Das Friedenlicht aus Bethlehem habe bereits über 3.000 Kilometer zurückgelegt und viele Mauern und Grenzen überwunden.

Dröge rief dazu auf, das Licht weiterzugeben, "als Zeichen dafür, das wir zusammenstehen, als Zeichen unserer Hoffnung, dass das Licht des Friedens stärker ist als alle Gewalt, dass Liebe stärker ist als der Hass, dass es nicht dunkel bleiben wird über denen, die Trauer tragen."

Am 19. Dezember 2016 lenkte der tunesische Terrorist Anis Amri einen Lastwagen vorsätzlich in die Besuchermenge auf dem Weihnachtsmarkt nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Bei dem islamistischen Anschlag starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden teilweise schwer verletzt.

Einweihung des Gedenkzeichens

Am Jahrestag des islamistischen Terroranschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz wird auch das Gedenkzeichen für die Opfer offiziell eingeweiht. Künftig wird mit einem mehr als 14 Meter langen, etwa drei Zentimeter breiten goldenen Riss auf dem Boden am Anschlagsort an die Getöteten erinnert. Das Mahnmal trägt die Inschrift: "Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags am 19. Dezember 2016. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen. In dieser Nacht starben: ..." Dann folgen die Namen der Opfer und ihre Herkunftsländer, die auf der Vorderseite der Stufen der Gedächtniskirche angebracht sind.

Für die Umsetzung des Mahnmals stellte der Berliner Senat 100.000 Euro zur Verfügung. Der Entwurf für das Denkmal stammt vom Designerbüro Merz Merz. Für den Gestaltungswettbewerb waren insgesamt sieben Entwürfe von Designern und Architekten eingereicht worden. In der Jury saßen Vertreter des Landes Berlin, des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und von weiteren Institutionen und Organisationen. Zudem standen Sachverständige und drei Hinterbliebene von Opfern beratend zur Seite.


Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )
Quelle:
epd